
Fischer KJB
Fester Einband
336 Seiten
Erscheinungsdatum:
25.09.2014
Preis: 14,99 €
ISBN: 9783596856619
„Ich versuche mich davon abzuhalten, darüber nachzudenken, dass ich jemand anders bin.
Ich weiß, es klingt wie aus einem schlechten Film – Angriff des Knochenmarks! -, aber wenn mir mein eigenes Mark aus den Knochen gezogen und durch fremdes ersetzt wird, liegt der Gedanke doch nahe, dass es verändert, wer ich bin? Bilden sich die Zellen etwa nicht im Knochenmark und bahnen sich von dort ihren Weg durch den Blutkreislauf und in jeden Teil des Körpers? Wenn diese Stammzellen jetzt eigentlich einem anderen Menschen gehören, ändert das nicht alles?
Man hat mir gesagt, dass ich zu 99,9 Prozent jemand anders bin. Man hat mir auch gesagt, dass das etwas Gutes sei, aber wie kann ich da sicher sein? In dem Zimmer gibt es nichts, woran ich es testen könnte. Was ist, wenn ich plötzlich Football spiele, wie eine Bedienung auf dem Oktoberfest? Was ist, wenn ich vergessen habe, wie man einen Pick-up oder ein Quad fährt? Was ist, wenn sich mein Körper nicht mehr daran erinnert, wie man schnell läuft? Was ist, wenn diese Dinge nicht in meinem Kopf und in meinen Muskeln gespeichert sind, sondern tiefer, in meinem Knochenmark? Was ist … was ist, wenn all dies nur Zeitverschwendung ist und die Leukämie trotzdem wieder kommt?“ (Seite 39)
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„Ich verfolge die Fortschritte der Hoffnungsvollen und der Hoffnungslosen, der Gewinner und der Verlierer. Und jedes Mal, wenn ich lese, dass jemand an Leukämie gestorben ist, bin ich makabererweise erleichtert. Ich würde es nie laut sagen – und ich fühle mich dabei auch wie das letzte Schwein -, aber in gewisser Hinsicht gibt mir ihr Tod, wenn man das große Ganze betrachtet, das Gefühl, meine Überlebenschancen wären damit gestiegen. Jemand anders hat seinen Strich auf der Tafel hinzugefügt. Das muss doch eine bessere Prognose für mich bedeuten.
Ich kenne diese Leute nicht und will nicht, dass sie sterben, aber für mich verbessern sie die Statistik. Die Mathematik gibt mir Halt.“ (Seite 81)
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„Ich schließe die Augen und umklammere den Ast, als wäre er alles. Ich bekomme einen Krampf in den Händen, und meine Arme zittern, und jetzt geht mir auf, was Mut ist. Mut heißt, stehen zu bleiben, obwohl man weglaufen will. Mut heißt, sich zu stellen und der Sache ins Auge zu sehen, die einem Angst macht, egal, ob es dein Bein oder deine Freundinnen sind oder der Typ, der dir erneut das Herz brechen könnte. Es heißt, die Augen zu öffnen und diese Angst mit festem Blick zu bezwingen.
Ich öffne die Augen. Die Nacht ist nicht mehr so dunkel wie vorher.“ (Seite 321)
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„Wenn wir zusammen sind, werden wir nicht fallen – weder ab noch runter, noch aus. Ich weiß, dass es keine Garantie gibt, doch im Moment bekommt Mia von mir zehn von zehn Punkten und ist schöner und überraschter denn je.“ (Seite 329)
„Wenn wir zusammen sind, werden wir nicht fallen – weder ab noch runter, noch aus…. “
Eine wunderschöne Liebeserklärung.
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