
Hoffmann & Campe
Fester Einband
304 Seiten
Erscheinungsdatum:
17.02.2017
Preis: 20,00 €
ISBN: 9783455000016
Klappentext
Ipanema, im Sommer 1985: Als Andrés Mutter bei einem Autounfall stirbt, findet der Sechzehnjährige Trost bei dem Dienstmädchen der Familie – und ihrer Tochter Luana, mit der er aufgewachsen ist, wenn ihre Leben auch kaum unterschiedlicher sein könnten: André wird wie sein Vater Medizin studieren, Luana wird das Dienstmädchen einer wohlhabenden Familie werden. Allen Widrigkeiten zum Trotz verlieben sich die Teenager, bis die jugendliche Unbeschwertheit an der Wirklichkeit zerbricht. Dreißig Jahre später bekommt André, der mit seiner Frau und zwei Töchtern in London lebt einen Brief von Luana …
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„Das Papier roch holzig, feucht, leicht tropisch. Die Vergangenheit besitzt einen bestimmten Geruch, nicht wahr? Für mich riecht sie nach Brasilien. Ich hielt mir den Brief vors Gesicht, atmete ein und spürte, wie dein Jahre dahinschmolzen. Mit einem Mal war ich wieder siebzehn, noch ein Junge. Seit fast dreißig Jahren hatte ich Luana nicht mehr gesehen.“ (Seite 6)
André bekommt nach dreißig Jahren einen Brief von Luana. In diesem ersten Brief erzählt sie ihm davon, dass sie ihn bewusst im Internet gesucht hat und genau weiß, was er in den letzten dreißig Jahren so gemacht hat. Sie erzählt auch ein wenig von sich und kündigt an, ihm weitere Briefe zu schreiben, in denen sie André von ihrem Leben erzählen wird.
Zunächst ist André verwirrt und erinnert sich dann an das Jahr 1985. Seine Mutter war gerade gestorben. Rita, die empregada der Familie wird schnell zum Mutterersatz. Rita holt ihre Tochter Luana ins Haus und André ist von diesem Mädchen fasziniert. Die beiden freunden sich an, doch schon bald wird mehr daraus … die beiden verlieben sich ineinander. Aber die Liebe steht unter keinem guten Stern, denn man verliebt sich nicht in eine empregada. Zunächst kämpfen die beiden für ihre Liebe, doch dann geschieht etwas unvorhergesehenes und André flieht in die Welt und landet schließlich irgendwann in London, heiratet und vergisst sein altes Leben in Ipanema. Dreißig Jahre später reist er nach Brasilien, um Luana wieder zu sehen und um sich seiner Vergangenheit zu stellen.
„Wenn man jung ist, begreift man die Dinge noch nicht in dem Moment, in dem sie geschehen; erst wenn die Bilder erneut im Geist abgespielt werden, lange nachdem das Haar ergraut und der Bauch erschlafft ist, wird einem ihre Bedeutung bewusst.“ (Seite 41)
Die Geschichte fängt mit Luanas Brief an, und macht sofort neugierig. Es gibt Andeutungen auf ein Ereignis, welches auch für André neu zu sein schein. In Zeitsprüngen nimmt mich die Autorin Luiza Sauma in Andrés und Luanas Leben mit. Einmal bin ich im hier und jetzt, dann wieder in Ipanema 1985. In einer wunderschönen und leisen Sprache erzählt Sauma von der ersten Liebe der Teenager, von einer Liebe, die so nicht sein darf, da André ein Junge aus reichem Haus ist, und Luana nur eine empregada (Dienstmädchen). Nebenbei erfahre ich auch einiges über Brasilien, den Menschen und ihr Leben im Jahr 1985. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und André verlässt Brasilien. Ich erfahre von seinem Leben in London. Spüre seine innere Zerrissenheit und seine Sehnsucht nach der Heimat.
„Meinen Vater scherten Regeln nicht, abgesehen von denen, die er selbst aufstellte. Was das anging, war er keine Ausnahme. Das Land – genau genommen der ganze Kontinent – wurde von Männern wie ihm regiert. Regeln waren für die Bedienstete und arme Leute da und für die glücklichen Gringos, die in zivilisierten Ländern lebten.“ (Seite 112)
Durch die Zeitsprünge und den wechselnden Perspektiven schafft es die Autorin eine Spannung zu halten, der ich mich nicht entziehen konnte und so habe das Buch in einem Rutsch gelesen. An manchen Stellen war ich über die Entwicklung der Geschichte überrascht.
Ich habe die Geschichte von André und Luana sehr gern gelesen. Immer hatte ich die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. Doch was wäre gut gewesen? Hätten André und Luana in der brasilianischen Gesellschaft eine Chance gehabt? Ich denke die beiden hatten nie eine wirkliche Chance, auch wenn sie es sich noch so sehr gewünscht haben. Außerdem wird auch klar, dass manche Versäumnisse im Leben unwiederbringlich sind.
„Ich habe den gleichen Fehler begangen, den Menschen seit Anbeginn der Zeit machen: zu denken, man könnte sich ändern, indem man einfach woandershin geht.“ (Seite 294)
4 von 5 Sternen
Es ist immer wieder schade, wenn eine Liebe durch gesellschaftliche Grenzen als unmöglich erscheint. Siche eine schöne Liebesgeschichte. Ich mag auch die Wendungen in verschiedenen Zeitebenen.
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