Letzte Runde von Graham Swift
Jack ist tot. Seine Freunde Ray, Vic, Lenny und der angenommene Sohn Vince sind mit Jacks Asche auf dem Weg nach Margate, um dort Jacks Asche ins Meer zu streuen. Auf der Fahrt dorthin erinnern sich die Freunde an ihre Zeit und Ereignisse mit Jack. Da ist zum Beispiel Ray, der immer Jockey werden wollte und eine Affäre mit Jacks Frau hatte. Alle Freunde erzählen in einzelnen Kapiteln aus ihrem Leben mit Jack. Dabei geht es um verpasste Chancen, Lügen und Verrat.
Wir haben dieses Buch im Lesekreis auf Empfehlung einer Dame aus eben diesem. Allerdings hatte sie den Roman seinerzeit auf Englisch gelesen, und machte uns diesen schmackhaft mit den Worten … lustig und skurril. Tja, ich empfand dieses Buch weder lustig noch skurril. Es hat mich mächtig genervt. Die Sprache war/ ist einfach grauenvoll. Oft genug war ich nahe dran das Buch in die Ecke zu pfeffern. Am Abend der Besprechung gab die Leserin dann zu, dass sie die deutsche Übersetzung in die Ecke gepfeffert hätte und das Buch auf Englisch weiter gelesen hat. In unserer Diskussion wurde dann schnell klar, dass die Sprache die ich so grauenvoll fand, eigentlich im englischen ein Stilmittel für die verschiedenen Schichten der Männer benutzt wurde. Einfachste Sprache für unterer Bildungsstand. Leider kommt das im deutschen nicht so rüber. Auch der englische „Humor“ kommt in der Übersetzung nicht gut weg.
Fazit: Wäre mein Englisch besser, würde ich das Buch vielleicht noch einmal lesen, aber so war dies mein erster und letzter Swift.
(dtv, ISBN 9783423143806, Preis: 10,00 Euro)
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Vier Schwestern von Joana King
Vier Schwestern treffen sich nach Jahren an der italienischen Küste um gemeinsam einen Sommerurlaub zu verbringen. Zuerst verläuft auch alles harmonisch, doch dann verschwindet eine von ihnen. Alle sind verunsichert und suchen nach Rose. Was ist passiert, braucht sie Hilfe oder hat sie sich aus irgendeinem Grund absichtlich abgesetzt? Fragen, die die Harmonie der anderen durcheinander wirbelt und die drei verbliebenen Schwestern erinnern sich an ihre Kindheit in Neuseeland.
Dieser Roman lässt mich ein bisschen zwiespältig zurück. Auf der einen Seite habe ich ihn super gerne gelesen. Ich mochte die Mädels, die Charaktere waren echt super beschrieben, und auch ihre Lebensgeschichten. Es geht um Themen wie Verlustängste, Trennung der Eltern und Verletzungen.
Fazit: Da ich wissen wollte was mit Rose passiert ist, habe ich dieses Buch ziemlich zügig gelesen. Das Geheimnis um Rose gibt der Geschichte um die Mädels noch einmal einen besonderen Kick. Ich mochte das Buch gerne lesen und kann es empfehlen.
(mare, ISBN: 9783866482685, Preis: 20,00 Euro)
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Fliegende Hunde von Wlada Kolosowa
Oksana und Lena sind Freundinnen und teilen alles … Träume, Sehnsüchte, Ängste … Die beiden wachsen in einem ärmlichen Vorort von St. Petersburg auf. Eines Tages ergreift Lena die Möglichkeit als Model nach China zu gehen. Oksana, fühlt sich allein gelassen und stürzt sich zunächst in eine obskure Diät, um ebenfalls Model zu werden, rutscht dann aber in die Magersucht ab.
Noch ein Buch, bei dem ich hin und her gerissen bin. Das was Lena in China erlebt hat mich teilweise echt erschrocken. Anderseits sind die Methoden (Zwangsprostitution, Drogen …) bekannt. Ich habe mich echt gefragt, warum machen Mädchen/ Frauen das? Klar, Lena möchte aus den ärmlichen Verhältnissen raus, doch ist das der richtige Weg?
Und dann Oksana … ihre Rolle in dem Buch hat mich echt sauer gemacht. Sie will abnehmen und landet in einer Online Community, in der Magersüchtige die Belagerung von Leningrad nachahmen und Rezepte für Ledergürtelsuppe und Erdkaffee austauschen. Die Abschnitte die über die Belagerung erzählen sind wirklich interessant und informativ geschrieben. Aber was Oksana macht ist einfach widerlich und von der Autorin pietätlos!!!
Das Ende des Buches hat mich dann ein wenig versöhnt.
Fazit: Die Beschreibungen der Leningrader Belagerung sind sehr interessant und ein wichtiges Stück Zeitgeschichte, aber die Geschichte um Oksana und Lena einfach unnötig!
(Ullstein Fünf, ISBN: 9783961010066, Preis: 20,00 Euro)
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Kenia Valley von Kat Gordon
In den 1920er Jahren zieht die Familie Miller von Schottland nach Afrika, denn dort ist Theos Vater für den Ausbau der Eisenbahnstrecke zuständig. Theo ist fünfzehn und lernt in seiner neuen Heimat den viel älteren Freddie und dessen Geliebte Sylvie kennen. Die drei freunden sich an, und Theo verbringt fortan viel Zeit im sogenannten Happy Valley Set. Für Theo ein magische andere Welt als seine gewohnte. Als er nach seinem Studium aus England zurück kehrt ist jedoch alles anders. Die Unbeschwertheit des Happy Valley Set ist verschwunden, die Freundschaften habe feine Risse bekommen und das Unheil steht vor der Tür …
Ich habe dieses Buch an einem warmen Sommertag im Garten gelesen. Ja, das komplette Buch an einem Tag. Ich fand die Geschichte die in den 1920er und 1930er spielt mega spannend und unterhaltsam. Diese Unbeschwertheit der Menschen … diese Lebenslust … war mit jeder Seite spürbar. Die Geschichte hatte ihren ganz eigenen Sog.
Fazit: Eine tolle und mitreißende Geschichte, in der die Charaktere toll dargestellt sind und einem politisch/ historischem Hintergrund, der überhaupt nicht trocken daher kommt. Unbedingt lesen!!!
(Atlantik, ISBN: 9783455002775, Preis: 20,00 Euro)
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Hallo Angelika,
in Bezug auf Fliegende Hunde sieht man mal wieder, wie unterschiedlich dieselben Szenen aufgefasst werden. Ekelig waren die Rezepte und das ganze Drumherum schon, welches um Oksana gebastelt wurde. Ich empfand es aber als passend, da sie sich eine unrealistische Fluchtwelt aufbaute als ihre einzige Freundin einfach nicht mehr da ist. Dadurch bekam alles eine Dynamik, die ich zwar gern, aber auch mit Schrecken gelesen habe. Für mich ein gutes Debüt.
Liebe Grüße
Marc
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Hallo Marc,
ich fand das Buch jetzt auch nicht so schrecklich. Ich habe es mit sehr großem Interesse gelesen. Mich hat es einfach „schockiert“ das die Autorin einen solchen Rahmen für dieses „Leid“ gewählt hat.
Liebe Grüße
Angelika
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Dann hatte ich es ein wenig falsch verstanden 😉
Aber es stimmt schon, dass der gewählte Rahmen grenzwertig ist, gut geschrieben zwar, aber schon sehr provokant es mit dieser Diät einzuführen.
Was meinst du, sehen wir das Buch beim Debütpreis wieder?
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Schwer zu sagen. Ich denke es hätte Chancen.
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