„Mittwochs am Meer“ von Alexander Oetker

Atlantik Verlag, Fester Einband, 176 Seiten, Preis: 18,00 Euro, ISBN: 9783455010961, Hier kaufen

Rückentext

Jeden Mittwoch fährt Maurice aus Paris in ein verträumtes Hafenstädtchen in der Bretagne, weil er dort einen beruflichen Auftrag hat. Der stille Mann aus der Hauptstadt stößt auf Misstrauen bei den rauen Einheimischen, den Fischern und Arbeitern. Doch dann lässt die geheimnisvolle Rezeptionistin  seines Hotels ihm einen Liebesbrief und einen Gedichtband zukommen. Maurice ist verzaubert von den Worten der Frau. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, die jeden Mittwoch neu entflammt, den ganzen Sommer lang. Das Paar fühlt sich wie in einem Traum, der zur Reise wird und schließlich zu einer überraschenden Erkenntnis führt.

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Ein etwas „schrulliger“ Mann fährt jeden Mittwoch ans Meer. Er soll dort für eine Firma die Insolvenz begleiten. Jeden Mittwoch wohnt er in der gleichen Pension, da er immer eine Nacht bleibt. Doch an einem Mittwoch im Sommer trifft er anstatt der älteren Rezeptionistin, eine junge Frau an. Er ist sofort sehr angetan von dieser Frau. Und schon bald beginnen die Beiden eine Affäre mit ungewöhnlichem Ausgang.

„Ich habe diesen Zustand noch nie gefühlt. Bis vor zwei Wochen. Bist du mir passiert bist. Und jetzt laufe ich durch die Welt und fühle mich, wie Rimbaud es beschrieben hat: Alles kommt mir so unendlich intensiv vor, die Welt da draußen, ich betrachte die Menschen mit anderen Augen, viel gütiger, so kommt es mir vor. (…) Besonders aber fühle ich die Natur: Ich spüre, wie der Wind weht und wie heiß es ist, und alles kommt mir so vor, als sei es da, weil ich gerade so glücklich bin. Ich möchte mit nackten Füßen durch das Gras laufen und im Meer spazieren. Etwas, wonach ich mich nie gesehnt habe. Aber nun ist es so, als würde mir die Liebe eine neue Welt eröffnen. Ich verstehe, was er gemeint hat.“ (Seite 91)

Man nehme eine hübsche Frau, einen einsamen Mann, schöne Landschaft, einen Gedichtband von Rimbaud und schon hat man eine wundervolle Liebesgeschichte … oder so.  Na ja nicht so ganz. Diese kleine aber feine Sommerromanze hat etwas mehr zu bieten. Im Laufe der Geschichte verändert sich Maurice, aus den schrulligen Mann, wird ein offener , fröhlicher und glücklicherer Mensch. Die Liebe, ja die Liebe …

Mir hat die Geschichte gut gefallen …  ein schöner Roman für einen lauen Sommertag/ Sommerabend  mit dem man für ein paar Stunden ans Meer fliehen kann.  An manchen Stellen, vor allem am Ende ein bisschen „too much “ für mich, aber der Sommer verträgt das …  🙂

„Mittwochs am Meer“ erinnerte mich an „Das Mittwochszimmer“ von Dagmar Seifert, in der es auch um eine Affäre ging und die beiden sich immer Mittwochs in einem bestimmten Zimmer trafen. Dieses Buch kann ich auch sehr empfehlen.

 

Rückblick & Einblick … Januar 2020

 

Hallo Ihr Lieben,

in diesem Jahr wird es ein paar kleine Änderungen geben. Wie bei vielen von euch, ist auch meine Lese- und Lebenszeit sehr begrenzt. Deshalb werde ich mich nicht mehr mit Büchern aufhalten, die mich nach ca. 100 Seiten nicht packen. Sie werden rigoros abgebrochen, nicht besprochen, weder kurz noch lang, vielleicht gibt es eine kurze Erwähnung. Somit fällt die Kategorie „Kurz & Knapp“ weg. Unter der neuen Rubrik „Rückblick & Einblick“ erzähle ich euch von meinen gelesenen Büchern und dem was ich ansonsten so gemacht habe.

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Rückblick

Der Januar ist ein ruhiger Monat im Buchhandel. Nachdem das Weihnachtssortiment eingelagert wurde, die Silvesterdeko ebenfalls, ist Anfang Januar das große Räumen und putzen angesagt. Aber damit ist man in so einer „kleinen“ Buchhandlung schnell durch. Somit bleibt viel Zeit für Bücher. Ich habe im Januar 8 Bücher gelesen. Zwei davon waren schon echte Highlights in diesem Monat, zwei totale Flops und der Rest war unterhaltsam.

Highlight waren das neue Buch von Isabelle Autissier „Klara vergessen“  aus dem Mare Verlag (erscheint am 04.02.2020) und das Debüt von Katya Apekina „Je tiefer das Wasser“ aus dem Suhrkamp Verlag (erscheint am 17.02.2020). Zu beiden Büchern wird es eine ausführliche Rezension geben. Hier nur kurz warum die beiden ein Highlight waren.

Auf den neuen Autissier habe ich mich sehr gefreut, hatte jedoch Angst, dass meine Erwartungen viel zu hoch sind, nachdem mich „Herz auf Eis“ so begeistert hatte. In „Klara vergessen“ geht es um eine Familiengeschichte die in der Zeit der ehemaligen UdSSR beginnt und in der Jetztzeit endet. Das Ganze ist so spannend, emotional, realistisch und brutal beschrieben. Sie schildert die Geschichte einer Frau, die zu KGB Zeiten inhaftiert wird, wie ihre Familien damit umgeht und welche Auswirkungen dies alles auf die weitere Generationen hat. Hier hat Autissier wieder einmal ihr ganzes Können gezeigt. Chapeau!

Das Debüt von Apekina hat mich echt umgehauen. Auch sie erzählt eine Familiengeschichte. Doch eine ganz andere. Die Mutter versucht sich umzubringen, landet in einer Klinik, die Kinder kommen zum Vater, den sie nie wirklich kennen gelernt haben, da er die Familie kurz nach der Geburt des zweiten Kindes verließ. Apekina erzählt eine Geschichte über die Suche nach Liebe und Anmerkung, und zeigt dabei ein Szenario auf, das mich erschüttert hat. Auch hier kann ich nur Chapeau sagen!

Zu den Flops gehören „Der Freund“ von Sigrid Nunez aus dem Aufbau Verlag und „Nix passiert“ von Kathrin Weißling aus dem Ullstein Verlag. Die beiden habe ich abgebrochen. Leute …. beide Bücher waren so zäh und langweilig, dass ich irgendwann einfach nicht mehr weiter lesen wollte. In „Nix passiert“ jammert ein junger Mann rum. Kann nicht verstehen warum seine Freundin ihn verlassen hat. Kehrt zu Mama zurück und jammert da weiter. Das war mir dann irgendwann zu viel. In „Der Freund“ verarbeitet eine Frau den Verlust ihres besten Freundes. Ich frage mich nur wo das auf all den Seiten statt gefunden hat. Auch hier passiert alles mögliche, nur nicht das was im Klappentext beschreiben steht. Nein danke …

Zu den restlichen Büchern gibt es Rezensionen, bis auf Alex Oetkers Buch. Hier habe ich keine geschrieben. Ich mag seine Krimis sehr, da sie nicht so blutig sind, und dennoch sehr spannend. Auch der neuste Fall um Luke Verlain war wieder mega spannend, begleitet von guten Weinen und ebenso gutem Essen. Am Ende gab es dann eine große Überraschung! Hier die Rezensionslinks zu „Die Kakerlake“ von Ian McEwan aud dem Diogenes Verlag, „Geteilt durch zwei“ von Barbara Kunrath erschienen bei Ullstein und „Goldkind“ von Claire Adam aus dem Hoffmann & Campe Verlag.

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Einblick

Die letzten Monate in 2019 waren ja nicht so wirklich meine. Ihr habt es ja gelesen. Im neuen Jahr möchte ich versuchen die Zeit intensiver zu nutzen, zu genießen, zu leben … Das ist erst einmal gar nicht so einfach, und ich werde sicherlich sehr oft in alte Muster zurück fallen, dennoch möchte ich es versuchen. Natürlich sind das nicht weltbewegende Dinge und für euch vielleicht völlig normal und alltäglich, und nicht alles was ich mach habe ich sonst nicht auch schon gemacht. Doch es ist mir bei all dem wichtig, das Ganze wirklich bewusst zu erleben und nicht mal eben zwischendurch oder weil man es halt so macht.

Ende des Monats haben wir uns eine kleine Auszeit gegönnt und waren in Bütgenbach. Das leigt kurz hinter der deutschen Grenze in Belgien. Von dort ist es nicht weit in das Hohe Venn. (Ja, es heißt das Hohe Venn). Auf der FB Seite von Angelika liest gibt es Bilder. Leute, da ist es soooo schön. Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann fahrt einmal dort hin. Obwohl wir Winter haben, ist die Landschaft im Hochmoor einfach unglaublich schön. Ich hänge euch noch ein paar Bilder unten dran.

Eure Angelika ♥♥♥

 

 

 

… aus „Das Leuchten in mir“ von Grégoire Delacourt

Atlantik Verlag
Fester Einband
272 Seiten
Erscheinungsdatum:
04.10.2018
ISBN: 9783455002737
Preis: 20,00 Euro

 

“ Meine bisherigen Tage waren wie die kleinen Kieselsteine eines wohlgeordneten Lebens gewesen, eines alten Versprechens, vorgezeichneten Bahnen zu folgen, vorgezeichnet von anderen, die an perfekte Wege oder wenigstens an tugendhafte Lügen glaubten. Meine künftigen Tage versprachen stürmisch zu werden. Und einer von ihnen erschütternd.“ (Seite 13)

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„Ich war die Fröhlichkeit. Ich war die Melancholie. Ich war das Schmachten, eine Hauptpore und der Äther. Ich war die Lust. Ich war die Liebe. Ich war ohne Ende.“ (Seite 98)

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„Ich weiß jetzt, dass die Trauer eine Liebe ist, die keinen Ort mehr hat.“ (Seite 118)

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„An manchen Tagen saß ich im Sand und weinte. Dann rannte ich ins Meer, um meine Tränen zu ertränken. Seitdem weiß ich, warum das Meer salzig ist.“ (Seite 128)

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„Unser Treiben auf Erden ist so kurz, von so vernichtender Kürze, dass es nicht verdient, durch falsche Liebe, Wutausbrüche oder Schrecken zusätzlich verkürzt zu werde: Weil man keine Zeit hat, muss man lieben, so sehr man kann. Und man muss vergeben und Vergebung erfahren, wenn man leben will.“ (Seite 163)

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„Das Fenster ist einen Spalt geöffnet. Die Vorhänge rascheln. Du atmest laut. Bedrohlich. Wir liegen lange still und schweigen. Aus Aberglauben. Dann, als der Abend kommt, als der Himmel sich rot färbt, suchen sich unsere Finger. Berühren sich. Dann unsere Hände. Unsere Arme. Mein Mund legt sich auf deine Schulter. Streift deinen Oberkörper. Spürt die verlorene Wärme. Das Salz. Kostet das Eisen deines Blutes. Findet das verbogenen Gitter deiner Rippen. Deine Finger entdecken meine Brüste neu. Meine kühle, zitternde Haut. Meinen Rücken. Meine Hüften. Jede Bewegung ist sehr sanft und unser Verlangen voller Müdigkeit. Später nehme ich deinen Penis in den Mund, weil du es so gerne hast und obwohl ich es nie mochte. Dein Glied ist allzu entkräftet, schwillt kaum an. Du stößt nur einen langen Seufzer aus. Die Traurigkeit der Saiten in einem Quartett von Dvorak. Später lege ich den Kopf an deinen Hals. Finde ein letztes Mal meine Mulde. Unsere Körper verabschieden sich voneinander. Sie trennen sich, wie am Ende die Tänzer in der Verklärten Nacht, weil es nichts auf dieser Welt gibt, das nicht entsteht und in einem Schmerz zu Ende geht.“ (Seite 209)

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„Wir sind Träume geworden. Ich bin ein Stein am Ufer, aber ich kenne die unsichtbare Tiefe der Flüsse. Wenn einer mich aufhebt, hebt er auch meine Geschichte auf. Wenn er meine Worte verschlingt, verschlingt er auch mich“ (Seite 229)

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„Die, die uns lieben, verlassen uns, aber andere kommen.“ (Seite 254)

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Das Leuchten in mir von Grégoire Delacourt

Atlantik Verlag
Fester Einband
272 Seiten
Erscheinungsdatum:
04.10.2018
ISBN: 9783455002737
Preis: 20,00 Euro

Rückentext
Emma ist vierzig und seit achtzehn Jahren glücklich mit Olivier verheiratet. Sie haben drei Kinder, das Leben könnte nicht besser sein. Doch dann trifft Emmas Blick auf den von Alexandre. Sie weiß sofort Bescheid. Für ihn wird sie alles riskieren, alles aufgeben, koste es, was es wolle.

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“ Meine bisherigen Tage waren wie die kleinen Kieselsteine eines wohlgeordneten Lebens gewesen, eines alten Versprechens, vorgezeichneten Bahnen zu folgen, vorgezeichnet von anderen, die an perfekte Wege oder wenigstens an tugendhafte Lügen glaubten. Meine künftigen Tage versprachen stürmisch zu werden. Und einer von ihnen erschütternd.“ (Seite 13)

Emma ist vierzig und schon sehr lange mit Olivier verheiratet. Die Beiden haben schon viel erlebt. Doch eines Tages sieht Emma Alexandre. Die beiden wechseln kaum Worte, doch schnell ist ihnen klar, dass sie ihre jeweiligen Partner verlassen werden, um zusammen glücklich zu werden. Am Tag als sie zusammen weggehen wollen geschieht ein Unglück …

„Ich war die Fröhlichkeit. Ich war die Melancholie. Ich war das Schmachten, eine Hauptpore und der Äther. Ich war die Lust. Ich war die Liebe. Ich war ohne Ende.“ (Seite 98)

„Ich weiß jetzt, dass die Trauer eine Liebe ist, die keinen Ort mehr hat.“ (Seite 118)

„An manchen Tagen saß ich im Sand und weinte. Dann rannte ich ins Meer, um meine Tränen zu ertränken. Seitdem weiß ich, warum das Meer salzig ist.“ (Seite 128)

Was für eine dramatische und hinreißende Liebesgeschichte. Mir hat vor allem die Erzählweise sehr gut gefallen. Sie ist so sinnlich, erotisch und zärtlich, dass ich gar nicht glauben konnte das hier ein Mann schreibt. Dieses Buch ist irgendwie, wie ein Rausch von dem man nicht genug bekommen kann.

Ich habe bisher zwei Bücher von Delacourt gelesen. Die mir sehr gut gefallen haben. Doch dieses Buch übertrifft alles. Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem ein Mann so zärtlich über eine Frau schreibt, und über das Leben und die Liebe sinniert.

Unbedingt lesen!

„Unser Treiben auf Erden ist so kurz, von so vernichtender Kürze, dass es nicht verdient, durch falsche Liebe, Wutausbrüche oder Schrecken zusätzlich verkürzt zu werde: Weil man keine Zeit hat, muss man lieben, so sehr man kann. Und man muss vergeben und Vergebung erfahren, wenn man leben will.“ (Seite 163)

Ist das Leben die Mühe wert?

Atlantik Verlag
Fester Einband
320 Seiten
Erscheinungsdatum: 14.03.2018
Preis: 20,00 Euro
ISBN: 9783455003086

Klappentext
Als ihre Großmutter stirbt, bricht für Kim alles zusammen. Sie ist bei ihr aufgewachsen, die Großmutter war immer für sie da. Also flieht Kim von der bretonischen Insel Groix und ihrer großen Liebe Clovis. Sie braucht Zeit zum Nachdenken und reist gen Süden, um in Antibes an der Côte d’Azur eine dickköpfige alte Dame zu betreuen. Gilonne wird schnell zu ihrer Ersatzgroßmutter, mit der sie Madison tanzt, am Meer Pommes frites isst und das Leben genießt. Außer Kim kümmert sich auch Gilonnes Sohn rührend um sie. Umso überraschter ist Kim, als sie herausfindet, dass er angeblich längst verstorben ist. Ist die alte Damen einem Hochstapler aufgesessen? Kim will Gilonne beschützen und macht sich daran, lang gehütete Familiengeheimnisse zu lüften …

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„Heute ist mein Kopf weiß wie ein Klatschmohnfeld im Winter. Aber ich bleibe eine Rothaarige, solange ich lebe. Wir sind eine Elite, Kim. Unsere Haarfarbe rührt von einer Mutation auf dem Chromosom sechzehn her. Ramses II. war rothaarig, genau wie König David und Judas. Wir sind anfälliger für Allergien und Sonnenbrände, reagieren empfindlicher auf Narkosemittel, sind streitsüchtiger und leidenschaftlicher. Wir ernten mehr Spott in der Schule, müssen früh lernen, uns zu verteidigen, lieben heftiger, leben intensiver.“ (Seite 33)

Kim lebt schon ihr ganzes Leben auf Groix. Sie wuchs nach dem Tod der Mutter, diese kam bei Kims Geburt ums Leben, bei der Großmutter auf. Ihren Vater kennt Kim nicht, denn dieser hat die Familie vor ihrer Geburt verlassen. Auf Groix betreibt sie mit ihrem Freund Clovis den Zeitschriftenladen ihrer Großmutter. Eines Morgens ist die Großmutter verschwunden. In einem Brief teilt sie Kim mit, dass sie in Schweiz reist, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Kim ist am Boden zerstört. Sie kann nicht verstehen, warum ihre Großmutter dies gemacht hat. Um zu verstehen, verlässt sie ihre Heimat um auf dem Festland Antworten zu finden. Sie findet eine Anstellung als Gesellschafterin der alten Madame Gilonne-Kerjeant an der Côte d’Azur. Die alte Dame war früher eine berühmte Schauspielerin und so führt sie sich auch auf. Dich die beiden Frauen haben eine Gemeinsamkeit … rote Haare. Und das ist der Schlüssel mit dem Kim das Vertrauen der alten Dame gewinnt.

Parallel wird die Geschichte eines Kindes, einem Jungen erzählt, dessen Vater versucht die Mutter umzubringen. In verschiedenen Zeitabständen wird die Entwicklung und das Leben des jungen Manns geschildert, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ins Leben von Gilonne und Kim tritt.

In der Realität hat Gilonne einen Sohn gebraucht und ich eine Mutter. Wie die Heldin im Film hat sie Farbe in mein Leben gebracht. Ich bin durch sie wiedergeboren, ein neuer Mensch. Sie ist durch mich aufgelebt.“ (Seite 194)

Fouchet hat es wieder einmal geschafft ein ganz besonderes Buch zu schreiben. Mit „Die Farben des Lebens“ gibt sie eigentlich schon das Grundthema vor … das Leben … und zwar in all seinen Facetten. Das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß … nein es ist bunt.

Für Kim ist das Leben nach dem Tod der Großmutter zunächst schwarz. Sie kann nicht verstehen warum die Großmutter sich das Leben genommen hat. Also fängt sie an, eine Liste mit Pro und Kontras zu führen, um zu sehen, warum sich zu leben lohnt oder auch nicht.

Dann lernt sie die lebensfrohe und etwas durchgeknallte Gilonne kennen. Eine Frau, die sich im Leben fast alles genommen hat was sie will. Auch wenn ihr Leben nicht immer gerade und schön verlaufen ist.

Und dann ist da noch der Junge, dessen Leben nun wirklich nicht gut verläuft. Dessen Mutter vom Vater angeschossen wird. Die Mutter ringt um ihr Leben, der Vater kommt ins Gefängnis, und der Junge wächst erst einmal bei den Großeltern auf. Doch eines Tages holt die Mutter ihn wieder zu sich und lässt den Jungen jeden Tag seines Lebens spüren, dass sie ihn hasst, weil er seinem Vater so ähnlich sieht.

Drei verschiedene Figuren, drei Schicksale/ Leben. Sie alle sind im Buch miteinander verwoben zu einer Geschichte, zu einer Geschichte über das Leben und was es lebenswert macht.

„Das Leben ist ein Édith-Piaf-Schmettern und Bergamottes-Lutschen. Ein Nizza-Salat- und Apfel-Andouille-Galette-Schlemmen. Ein In-Mitgefühl-und-Liebe-Baden. Jeder Schluck, jeder Bissen, jede Umarmung, jeder Ton, jedes Kinderlachen, jedes Schnurren, jedes Kläffen ist die Mühe wert. (Seite 243)

Mich hat die Geschichte um Gilonne und Kim berührt. Ich mochte die beiden sehr. Gilonne, weil sie so unbefangen und lebenshungrig war, und Kim, weil sie vorsichtig und zaghaft ja beinah ängstlich war.

Dieses Buch ist eine Hommage an das Leben, egal wie schlimm es manchmal auch verläuft, es gibt immer wieder diese besonderen Momente, die Leben sich lohnen. Kim hatte ihre ganz eigenen Pro und Kontra Liste, die ich am Ende des Buches noch einmal komplett lesen kann. Und auch Fouchet hat eine Pro und Kontra Liste hinzugefügt.

Vielleicht sollte man ab und an für sich selbst eine Pro und Kontra Liste erstellen, um sich in schwarzen Momenten an die bunten Farben des Lebens zu erinnern, zu sehen und zu spüren … ja, das Leben ist die Mühe wert!

„Altwerden ist ein Privileg, das man akzeptieren oder auch ablehnen kann. Man entscheidet sich jede Sekunde, da zu sein, im Hier und Jetzt, die Welt zu umarmen.“ (Seite 297)

Eine Familie

Atlantik Verlag, ISBN: 9783455404685, Preis: 20,00 Euro

Klappentext
Als der kleine Édouard sein erstes Gedicht schreibt, ist seine Familie gerührt und begeistert von dem talentierten Jungen. Von jetzt an steht fest: Édouard ist der Dichter der Familie. Doch für ihn beginnt in diesem Moment der unaufhaltsame Abstieg: Die Jahre vergehen, und vergebens versucht er diesen einen Moment reiner Liebe und Bewunderung wiederauferstehen zu lassen. Nichts will ihm gelingen: Er wählt die falsche Frau und muss machtlos zusehen, wie seine Familie zerbricht. Statt Schriftsteller wird er Werbetexter, trotz seiner Erfolge fühlt er sich als Versager. >Schreiben heilt<, hat sein Vater immer gesagt – wird Édouard schließlich die Worte finden, die ihn und seine Liebsten zu heilen vermögen?

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„Wann weiß man, dass man liebt? Am Abend oder am Morgen? Wenn es noch Zeit ist oder schon zu spät?
(…)
Geliebt werden, bevorzugt werden, derselbe Kampf. Dieselbe Feigheit. Wir weiden uns alle an dem Verlangen des anderen nach uns. Keine Liebe dabei. Bloß das Verlangen nach dem Verlangen des anderen.“ (Seite 60)

Als Kind schreibt Édouard einen einfachen Reim. Und schon ist die komplette Familie aus dem Häuschen und sieht in ihm einen potentiellen Dichter. Doch die Familie hat keine Ahnung welchen Druck sie damit auf Édouard ausüben. Immer auf der Such nach den richtigen Worten für einen Roman oder ein Gedicht findet er alles Mögliche, nur nicht den Erfolg den seine Familie sich für ihn erhofft. Er in seinen Augen ständig falsche Entscheidungen, obwohl er als Werbetexter sehr erfolgreich ist. Doch er glaubt den Ansprüchen seiner Familie nicht zu genügen.

Dies ist nicht, wie ich zuerst glaubte ein neuer Roman von Delacourt. Nein, dieser Roman erschien bereits 2011. Mit diesem Roman hat er debütiert  und in Frankreich dafür einige Preise bekommen.

„Der Dichter der Familie“ ist wieder ein Buch, das die Leserschaft spaltet. Viele finde es nicht gut, da es nicht an „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ heranreicht. Ich sehe das ein bisschen anders, nämlich unter dem Aspekt des Debüts. Delacourt hat mit diesem Buch ein sehr schönes Debüt geschrieben. Eines, welches man tiefer betrachten muss und sollte.

Da ist der in meinen Augen sehr schüchterne Édouard. Er lebt in einer Familie, die Probleme hat. Die Eltern lieben sich nicht mehr und stehen kurz vor der  Trennung. Sein Bruder ist krank und landet später in der Psychiatrie. Und seine Schwester hängt irgendwie dazwischen. Dann schreibt Édouard ein paar Zeilen, die sich reimen und schon feiert ihn die Familie als großen Schriftsteller, nichtsahnend, dass sie ihn damit unter Druck setzen, ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden. Édouard scheint an diesem Druck zu zerbrechen. Letztendlich zerbricht die ganze Familie.

Delacourt zeigt mit einer sehr weichen und melancholischen Art auf, was die Erwartungen der Eltern an ihre Kinder anrichten können. Was mit Kindern und späteren Erwachsenen geschieht, die ihr Leben lang nach Anerkennung und Liebe der Eltern/ Familie lechzen …

In meinen Augen ein wundervolles Buch, dass die Strukturen einer Familie aufzeigt.  Sicherlich ein anderes Buch als „Die vier Jahreszeiten des Sommers“, aber auf jeden Fall ein Delacourt, wenn auch früher,  und  lesenswert.

„Man muss gesehen haben, wie seine Eltern sich prügeln, um zu begreifen, dass ein Kind den Wunsch entwickeln kann zu sterben.“ (Seite 32/ 33)

 

 

4 von 5 Sternen

Liebeskummer lohnt sich nicht …

Atlantik Verlag, ISBN: 978-3-455-60059-9, Preis: 20,00 €

Klappentext
Martha hat einen langweiligen Job, den sie von ihrer Schwester übernommen hat, und lebt in der Wohnung, die ihr Bruder ihr überlassen hat. Sogar ihre beste Freundin hat sie sozusagen geerbt. Mit Tom sollte alles besser werden. Tom, der ihr mit Kreide Botschaften vor die Haustür malt und die beste Marmelade aus selbst gepflückten Brombeeren kocht. Doch dann verschwindet Tom, und Martha weiß nicht mehr weiter – bis sie die schöne und geheimnisvolle Stella trifft, die mir ihren Söhnen auf der Suche nach einer Mary Poppins ist. Martha erliegt dem Zauber der Jungs, die ihr zeigen, worauf es wirklich ankommt im Leben.

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„Manchmal scheint die ganze Welt entvölkert zu sein, wenn ein einziger Mensch fehlt“ ( Alphonse de Lamartine)

Martha ist eine junge Frau, die auf den ersten Blick, nichts in ihrem Leben auf die Reihe bekommen hat. Sie hat den Job ihrer Schwester übernommen, trägt deren Kleider auf, lebt in der Wohnung ihres Bruders, die der nicht mehr nutzt. Doch da ist Tom. Der erste Junge, der nur ihr allein gehört. Sie zeigt ihn weder den Eltern noch den Freunden, aus Angst, dass Tom dann nicht mehr ihr allein gehört. Doch eines Tages ist Tom verschwunden und Martha hat keine Ahnung wie das passieren konnte.

„Ich hingegen war froh über all diese Orte, die ich mit den Jungs wiederentdeckte. Sie gaben mir das Gefühl zurück, dass man zwar erwachsen werden musste, aber dass es dennoch weiter diese unbeschwerten Momente im Leben geben konnte. Mich erleichterte es, dass sie mir zeigten, dass man sich irrt, wenn man denkt, man könne die Pommes nicht mehr essen, nur weil sie auf den Boden gefallen sind. Man musste einfach nur das bisschen Sand und die Grashalme abkratzen, und schon aß man die besten Pommes der Welt, besser als alle, die man je zuvor probiert hatte. Wen störte da noch ein kleines Knirschen beim Kauen. Sie zeigten mir, dass es weiter möglich war, auf dem Geländer zu balancieren, selbst wenn man sich dabei anfangs wie eine Witzfigur fühlte, weil man immer wieder unelegant ins Schwanken geriet und runter springen musste. Dass es dennoch Quatsch war, sich für so etwas zu schämen, dass man sich stattdessen amüsieren konnte und sollte,“ (Seite 85)

In ihrem Liebeskummer trifft sie auf Stella und ihre Jungs. Stella erwartet ihr viertes Kind und sucht dringend eine „Mary Poppins“ für ihre drei Jungs. Eigentlich so gar nicht Marthas Ding, doch hier sieht sie die Möglichkeit aus ihrem „alten Leben“ zu entfliehen. Tom zu vergessen. Die Kinder, voran der fünfjährige Oskar , mögen sie auf Anhieb und möchten sie als Nanny. Das Abenteuer „Ablenkung“ beginnt …

„Kinder wecken schlafende Inseln, die man in seiner eigenen Kindheit gebaut hat und die einen nun wieder dazu bringen, dass alles flirrt und sirrt und aufregender wird. Kinder bringen einen dazu, viele Fragen zu stellen, so lange, bis es nur noch ein „Warum ist die Banane krumm?“ als Antwort gibt. (…) Man erinnert sich an alle die guten Dinge, die das Leben ausmachen sollte.“ (Seite 183)

Dieses Buch ist so ganz anders als ich erwartet habe. Martha als Protagonistin ist mir ganz schön auf die Nerven gegangen. Sie ist so vollkommen unselbstständig. Kein Wunder, dass sie immer alle „beerbt“. Den Job der Schwester, die Wohnung des Bruder … und dann hat sie endlich Tom, und den vergrault sie meiner Meinung nach durch ihr klammern. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich dieser Zeit, der Zeit des Liebeskummerhaben schon lange enteilt bin. 🙂 Obwohl, auch mit Anfang fünfzig kann man noch Liebeskummer haben. Wie dem auch sei.

Trotz alle dem hat mich die Geschichte unterhalten. Das liegt zum einen an der poetischen und philosophischen Art und Weise des Schreibens. Gerhild Stoltenberg hat mich an vielen Stellen verzaubert.  Ich habe ewig viele Stellen markiert, die ich einfach wunderschön finde.

Dann sind da noch die drei Jungs, die ich vom ersten Augenblick an mochte, ja liebte  … vor allem den fünfjährigen Oskar. Die Jungs mit ihrer Sicht auf die Welt sind so erfrischend und unschuldig, dass man selbst wieder fünf sein  möchte, damit man ungezwungen und frei in dieser Welt herumlaufen kann. Nippon sagt an einer Stelle im Buch …

„Wer mich nicht mag ist blöd“ (Seite 138)   

In diesem Sinne … lesen!

 

4 von 5 Sternen

 

… aus „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ von Grégoire Delacourt

Atlantik Verlag, ISBN 9783455600414, Preis: 18,00 €

Ich warte darauf, dass sie größer wird, Mama. Ich warte darauf, dass sie den Kopf an meine Schulter lehnt. Ich warte darauf, dass ihr Mund zittert, wenn ich mich ihr nähere. Ich warte auf die betörenden Düfte, die sagen, du kannst dich jetzt in mich verlieren, in mir verbrennen. Ich warte darauf, ihr Worte zu sagen, die man nicht zurücknehmen kann. Die Worte, die die Weichen stellen für ein Leben zu zweit. Für das Glück. Und manchmal für eine Tragödie.“ (Seite 24)

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Einige Jahre später lernte ich einen Ehemann kennen. Lachen Sie nicht. Natürlich war er bezaubernd. Sogar schön. Von der Art Schönheit, die wir Frauen bei einem Mann wahrnehmen, wenn wir hungrig sind. Sein Blick, seine Stimme, seine Worte waren ungeschickt. Nach ein paar Liebesnächten, Fieber, Zärtlichkeit, Gewalt und Versöhnung wurde ich schwanger. Erst stürzt man sich aufeinander, und dann stürzt man ab.“ (Seite 57)

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„Morgen muss ich auch den perfekten Körpern entgegentreten. Den Körpern mit makellosen Brüsten, die sie der Jugend oder der Chirurgie verdanken. Den wunderbaren, herrlich gebräunten Körpern, die den Frauenmagazinen und den Hochglanzseiten entsprungen zu sein scheinen und denen man jetzt hier am Strand begegnet, sie sind ganz nah neben uns und unseren Männern. Den Körpern mit endlosen Beinen, die auf den Kaffeeterrassen unter kurzen Röckchen zur Schau gestellt werden, wie diese „Zirkel, die den Erdball in alle Himmelsrichtungen ausmessen.“ Diese Traumkörper, wie Ohrfeigen, die mich ständig daran erinnern, was man entbehrt, wenn man die fünfzig erreicht hat, was uns das Leben, die Geburten, die niederträchtige Zeit und der heimliche Kummer geraubt haben. Weil mein Mann mich nicht mehr anschaut …“ (Seite96/ 97)

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“Wir sind wunderbar verliebt – seit fünfunddreißig Jahren. Wir sind der Letzte des anderen, diese Gewissheit macht uns unendlich ruhig, glücklich und frei. Wir sind ewig schön füreinander.“ (Seite 179)

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Ende und Anfang

Atlantik Verlag, ISBN: 9783455600568, Preis: 20,00 €

Klappentext
„Wer auf meiner Beerdigung weint, mit dem rede ich kein Wort mehr“, hat Lou oft gewitzelt. Auf der kleinen bretonischen Insel mochte sie jeder: Lou war eine verständnisvolle Mutter, eine lustige Großmutter, eine verlässliche Freundin und Nachbarin. Sie kochte miserabel, aber voller Liebe, hatte das lauteste Lachen und trank am liebsten Champagner.
Doch nun ist Lou tot – und die Familie droht auseinanderzubrechen. Jo war zwar ein liebevoller Ehemann, doch seine erwachsenen Kinder Sarah und Cyrian kennt er kaum. In ihrem Testament bittet ihn Lou, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen: Er soll das zerrüttete Verhältnis zu Sarah und Cyrian kitten und die beiden glücklich machen. Erst dann darf er ihren letzten Brief lesen – der versiegelt, natürlich in einer Champagnerflasche, auf ihn wartet.
Eine folgenschwere Flaschenpost und eine schwierige Mission. Doch zum Glück steht Jo seine patente Enkeltochter Pomme zur Seite, die Schicksal spielt. Und bald ist in Lous und Jos Familie nichts mehr, wie es war …

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„Der Notar geht unsere Kinder holen. Das wird ein Gemetzel. Du hast mir gerade die nächsten zwei Monate versaut meine Liebe. was bleibt mir noch, ohne dich? Die zweistellige Zahl unserer gemeinsamen Jahre und die hundertstellige unserer gemeinsamen Lachanfälle?“ (Seite 45)

Lou ist tot und hinterlässt viele traurige Menschen, die Jo auf den richtigen Weg bringen soll.

Sarah die Tochter der  beiden. Sie wurde nach einer schweren Erkrankung von ihrem Freund und zukünftigen Mann verlassen. Seither versucht sie der Liebe aus dem Weg zu gehen.

Cyrian der Sohn von Lou und Jo. Lou wusste Bescheid. Wusste von Dany, seiner Freundin, mit der er seine Frau Albane betrügt. Die beiden haben eine Tochter … Charlotte. Außerdem hat Cyrian noch eine Tochter, Pomme. Doch der Kontakt zu ihr ist sehr sporadisch. Lous Sohn hat kurz vor Pommes Geburt die Insel Groix verlassen und lebt seitdem in Paris.

Albane ist eine strenge Mutter, die Charlotte ständig unter Kontrolle hält.

Pomme liebt ihre Mutter und die Großeltern. Denn obwohl sie kaum Kontakt zu ihrem Vater hat, hat sie einen sehr engen Kontakt zur ihren Großeltern.

Und dann ist da noch Jo. Die Beiden haben sich unendlich geliebt. Seinetwegen ist Lou mit auf die Insel Groix gezogen und hatte dort ein schönes Leben.

„Wir sind eine sonderbare Familie. Du warst der Mörtel, Lou. Ohne dich bröckelt das Gebäude, wankt, um mit großem Getöse einzustürzen.“ (Seite 64)
„Du warst die Schönste. Du hast mir beigebracht, glücklich zu sein und mich überall wohlzufühlen. Ohne dich bin ich ein Trottel.“ (Seite 87)

Auf den ersten Blick sind die vielen Namen und Protagonisten verwirrend. Doch innerhalb der Geschichte haben alle ihren eigenen Platz. Abwechselnd erzählen sie aus ihrem Leben und dem Leben mit Lou. Sie lassen mich an ihrem Schmerz über den Verlust von Lou teilhaben. Dabei erfahre ich viele Details, die zuerst einen Blick in jedes einzelne Leben zulassen und später alle zu einem großen Geflecht innerhalb der Familie werden.

Mir hat das sehr gut gefallen. Diese kleinen Einblicke, die mich an manchen Stellen zuerst einmal verwundert, manchmal auch wütend gemacht haben. Doch dann, im Großen Ganzen konnte ich jeden einzelnen Protagonisten in seinem Handeln und Leben verstehen.

Fouchet gelingt es mit leisen und warmen Worten die Trauer und den Verlust  jedes einzelnen herauszuarbeiten, Ich fühlte mich allen sehr nah, doch Jo und Pomme waren die, die mein Herz am meisten berührt haben. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass sie den größten Part in der Geschichte haben.

„Nicht die Kinder oder Enkel machen uns glücklich, sondern die Liebe, die sie hervorrufen, mit der man sie umgibt, die uns durchdringt.“
(…)
„Man kann nicht wissen, woran man einmal sterben wird, aber man kann entscheiden, wie man leben will.“ (Seite 358)

Ein zauberhafter Familienroman mit Charakteren, die von Fouchet liebevoll dargestellt werden, mit all ihren Ecken und Kanten, in einer Kulisse mit französischem Charme.

Unbedingt lesen ♥♥♥

 

4 von 5 Sternen

Einer, der Dinge liebte

Atlantik Verlag Fester Einband 192 Seiten Erscheinungsdatum : 14.10.2016 Preis: 20,00 € ISBN: 9783455650457

Atlantik Verlag
Fester Einband
192 Seiten
Erscheinungsdatum : 14.10.2016
Preis: 20,00 €
ISBN: 9783455650457

Klappentext
Ob Briefbeschwerer, Vasen, Silberbecher oder Porzellanfiguren – Pierre-François Chaumonts größte Leidenschaft gilt dem Sammeln. Als er eines Tages wie so oft das Pariser Auktionshaus Drouot durchstöbert, entdeckt er ein Porträt aus dem 18. Jahrhundert und traut seinen Augen nicht: Das Gemälde zeigt ihn selbst. Für Pierre-François ist klar, dass er dieses Bild ersteigern und der Ähnlichkeit auf den Grund gehen muss. Seine Recherche führt den Anwalt in ein Dorf in Burgund, wo er zunächst mit ungläubigen Staunen, dann mit großer Freude begrüßt wird: Die Menschen halten ihn für den vor Jahren verschwundenen Grafen von Mandragore und schicken ihn sogleich zum Schloss, wo die Gräfin seit seinem Verschwinden auf seine Rückkehr hofft.

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„>Wenn du ein echter Sammler werden willst, musst du eines verstehen: Die Dinge, die echten Dinge<, hatte er mit gehobenem Zeigefinger betont, >bewahren die Erinnerung derjenigen, die sie besessen haben.<“ (Seite 27)

Pierre-François sammelt seit seiner Kindheit Dinge. Angefangen hat alles mit grünen Radiergummis. Doch eines Tages stellt er fest, dass es nicht allein um das Sammeln von Dingen geht, sondern um deren Besonderheiten. Fortan sammelt er hochwertige Dinge, solche mit Vergangenheit und solche mit Wert.

Eines Tages steht er wieder einmal in seinem Lieblings Auktionshaus, als er ein Porträt sieht, das ihn einfach umhaut. Für Pierre-François ist klar, er muss dieses Bild haben. Ihm gelingt es dieses Bild für eine Unsumme zu ersteigern. Zu Hause verschweigt er erst einmal das Bild. Doch lange kann er es nicht für sich behalten und zeigt es seiner Frau. Doch ihre Reaktion erschüttert ihn. Sie sieht einfach nicht die frappierende Ähnlichkeit zwischen dem Mann auf dem Bild und Pierre-François. Auch Freunde und Bekannt sehen keine Ähnlichkeit.

Pierre-François, fassungslos, traurig und enttäuscht , macht sich daran heraus zu bekommen wo dieses Bild entstanden ist und fährt an den Ort, wo es entstand. Dort angekommen erwartet ihn eine Überraschung, die sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt …

„Dieses Porträt von mir, das zweieinhalb Jahrhunderte zuvor angefertigt worden war und nun in meinem sechsundvierzigsten Lebensjahr auftauchte, war der Wendepunkt eines vor langer Zeit begonnenen Anhäufens von Dingen. Jahr um Jahr, Gegenstand um Gegenstand, Rechnung um Rechnung, bis zu diesem späten Vormittag im Saal 8 des Auktionshauses Drouot.“ (Seite 19)

Antoine Laurains dritter Roman zieht mich wieder in den Bann. Schon die ersten Seiten ziehen mich in eine Geschichte, die wie ein Gemälde daher kommt. Mit feinen Pinselstrichen kreiert Laurrain das Leben von Pierre-François, einem Mann, der eigentlich in seinem Leben mehr oder weniger unglücklich ist. Dem nur noch seine Sammelleidenschaft Freude bringt. Und ausgerechnet diese Leidenschaft bringt ihm auch ein neues Leben.

Auch wenn es manchmal den Anschein hat, dass die Geschichte doch etwas abgedreht ist, so bietet sie mir als Leserin die Möglichkeit zu sehen wie es wäre wenn man sein bisheriges Leben einfach so hinter sich lassen könnte, um ein neues zu beginnen. Sicherlich gestaltet es sich nicht so einfach wie in Laurains Roman, doch warum soll man an etwas festhalten, dass einen unglücklich macht? Warum nicht ein neues Leben beginnen, wenn das alte eingefahren ist oder nur noch unglücklich macht oder bevor das Ich verschwindet …

„Ohne es zu wissen, verschwand ich bereits.“ (Seite 94)

Unbedingt lesen!!!

5 von 5 Sternen