„Mittwochs am Meer“ von Alexander Oetker

Atlantik Verlag, Fester Einband, 176 Seiten, Preis: 18,00 Euro, ISBN: 9783455010961, Hier kaufen

Rückentext

Jeden Mittwoch fährt Maurice aus Paris in ein verträumtes Hafenstädtchen in der Bretagne, weil er dort einen beruflichen Auftrag hat. Der stille Mann aus der Hauptstadt stößt auf Misstrauen bei den rauen Einheimischen, den Fischern und Arbeitern. Doch dann lässt die geheimnisvolle Rezeptionistin  seines Hotels ihm einen Liebesbrief und einen Gedichtband zukommen. Maurice ist verzaubert von den Worten der Frau. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, die jeden Mittwoch neu entflammt, den ganzen Sommer lang. Das Paar fühlt sich wie in einem Traum, der zur Reise wird und schließlich zu einer überraschenden Erkenntnis führt.

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Ein etwas „schrulliger“ Mann fährt jeden Mittwoch ans Meer. Er soll dort für eine Firma die Insolvenz begleiten. Jeden Mittwoch wohnt er in der gleichen Pension, da er immer eine Nacht bleibt. Doch an einem Mittwoch im Sommer trifft er anstatt der älteren Rezeptionistin, eine junge Frau an. Er ist sofort sehr angetan von dieser Frau. Und schon bald beginnen die Beiden eine Affäre mit ungewöhnlichem Ausgang.

„Ich habe diesen Zustand noch nie gefühlt. Bis vor zwei Wochen. Bist du mir passiert bist. Und jetzt laufe ich durch die Welt und fühle mich, wie Rimbaud es beschrieben hat: Alles kommt mir so unendlich intensiv vor, die Welt da draußen, ich betrachte die Menschen mit anderen Augen, viel gütiger, so kommt es mir vor. (…) Besonders aber fühle ich die Natur: Ich spüre, wie der Wind weht und wie heiß es ist, und alles kommt mir so vor, als sei es da, weil ich gerade so glücklich bin. Ich möchte mit nackten Füßen durch das Gras laufen und im Meer spazieren. Etwas, wonach ich mich nie gesehnt habe. Aber nun ist es so, als würde mir die Liebe eine neue Welt eröffnen. Ich verstehe, was er gemeint hat.“ (Seite 91)

Man nehme eine hübsche Frau, einen einsamen Mann, schöne Landschaft, einen Gedichtband von Rimbaud und schon hat man eine wundervolle Liebesgeschichte … oder so.  Na ja nicht so ganz. Diese kleine aber feine Sommerromanze hat etwas mehr zu bieten. Im Laufe der Geschichte verändert sich Maurice, aus den schrulligen Mann, wird ein offener , fröhlicher und glücklicherer Mensch. Die Liebe, ja die Liebe …

Mir hat die Geschichte gut gefallen …  ein schöner Roman für einen lauen Sommertag/ Sommerabend  mit dem man für ein paar Stunden ans Meer fliehen kann.  An manchen Stellen, vor allem am Ende ein bisschen „too much “ für mich, aber der Sommer verträgt das …  🙂

„Mittwochs am Meer“ erinnerte mich an „Das Mittwochszimmer“ von Dagmar Seifert, in der es auch um eine Affäre ging und die beiden sich immer Mittwochs in einem bestimmten Zimmer trafen. Dieses Buch kann ich auch sehr empfehlen.

 

Die Exilantin

Blumenbar
Fester Einband
224 Seiten
Erscheinungsdatum:
18.05.2018
ISBN: 9783351050504
Preis: 18,00 Euro

Klappentext
In diesem autobiografischen Debüt erzählt Maryam Madjidi von ihrer Kindheit im Iran, vom Kampf der Eltern für den Kommunismus und davon, wie sie ihr Spielzeug an die Kinder im Viertel verschenken muss. Heimlich vergrub sie die Lieblingssachen im Garten und steckte sie später in den Koffer für Frankreich. Hier sollte das neue Leben anfangen – ohne Kampf, ohne Gefängnis. Aber die kleine Maryam fühlt sich fremd, weil alles fehlt: die eigene Sprache, echte Freunde, die geliebte Großmutter. In Paris sind die Hände des Vaters plötzlich nutzlos, die Augen der Mutter müde. Als junge Frau fährt Maryam nach Teheran zurück, verliebt sich und bricht mit allem.

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Da dies nur ein kleines Büchlein ist, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter auf den Inhalt eingehen, da sonst zu viel verraten wird.

„Wir sind farbige Sternschnuppen auf einer grauen Leinwand.“ (Seite 207)

Was für ein ungewöhnliches Debüt. Maryam Madjidi beschreibt auf sehr poetische und im Aufbau des Buches sehr ungewöhnliche Art ihr Geschichte. Eine Geschichte von Flucht mit den Eltern ins Exil nach Frankreich. Von ihrer schwierigen Zeit der Eingewöhnung und der Verweigerung die neue Sprache zu lernen. Dann der Umschwung. Sie will mit ihren Wurzeln brechen. Will nicht mehr das persische, nur noch das französische. Doch in beiden ist sie nicht wirklich zu Hause.

Ich konnte Madjidis innere Zerrissenheit spüren, die Suche nach Heimat und Identität, nicht zu wissen wohin man gehört …

Das ungewöhnliche an diesem Buch ist, dass Maryam Madjidi auch verschiedenen Dingen, wie Sprache oder Gegenständen ein Wort gibt. Es ist eine Mischung aus Phantasie und Realität, gepaart mit einer wundervollen poetischen Sprache, die diese Autobiografie zu etwas besonderem machen.

Wenn ich all die schönen Textstellen rausgeschnitten hätte, wäre vom Buch nichts mehr übrig geblieben. Vor allem die Gedichte, ganz besonders „Es war einmal“ auf den letzten beiden Seiten, sind einfach wundervoll.

Unbedingt lesen!!!

„Eine Girlande aus Wörtern in einem Baum bin ich, auf die ein Kind zeigt.“ (Seite 221)

… aus „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ von Grégoire Delacourt

Atlantik Verlag, ISBN 9783455600414, Preis: 18,00 €

Ich warte darauf, dass sie größer wird, Mama. Ich warte darauf, dass sie den Kopf an meine Schulter lehnt. Ich warte darauf, dass ihr Mund zittert, wenn ich mich ihr nähere. Ich warte auf die betörenden Düfte, die sagen, du kannst dich jetzt in mich verlieren, in mir verbrennen. Ich warte darauf, ihr Worte zu sagen, die man nicht zurücknehmen kann. Die Worte, die die Weichen stellen für ein Leben zu zweit. Für das Glück. Und manchmal für eine Tragödie.“ (Seite 24)

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Einige Jahre später lernte ich einen Ehemann kennen. Lachen Sie nicht. Natürlich war er bezaubernd. Sogar schön. Von der Art Schönheit, die wir Frauen bei einem Mann wahrnehmen, wenn wir hungrig sind. Sein Blick, seine Stimme, seine Worte waren ungeschickt. Nach ein paar Liebesnächten, Fieber, Zärtlichkeit, Gewalt und Versöhnung wurde ich schwanger. Erst stürzt man sich aufeinander, und dann stürzt man ab.“ (Seite 57)

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„Morgen muss ich auch den perfekten Körpern entgegentreten. Den Körpern mit makellosen Brüsten, die sie der Jugend oder der Chirurgie verdanken. Den wunderbaren, herrlich gebräunten Körpern, die den Frauenmagazinen und den Hochglanzseiten entsprungen zu sein scheinen und denen man jetzt hier am Strand begegnet, sie sind ganz nah neben uns und unseren Männern. Den Körpern mit endlosen Beinen, die auf den Kaffeeterrassen unter kurzen Röckchen zur Schau gestellt werden, wie diese „Zirkel, die den Erdball in alle Himmelsrichtungen ausmessen.“ Diese Traumkörper, wie Ohrfeigen, die mich ständig daran erinnern, was man entbehrt, wenn man die fünfzig erreicht hat, was uns das Leben, die Geburten, die niederträchtige Zeit und der heimliche Kummer geraubt haben. Weil mein Mann mich nicht mehr anschaut …“ (Seite96/ 97)

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“Wir sind wunderbar verliebt – seit fünfunddreißig Jahren. Wir sind der Letzte des anderen, diese Gewissheit macht uns unendlich ruhig, glücklich und frei. Wir sind ewig schön füreinander.“ (Seite 179)

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