Jetta Carleton

Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-04096-8, Preis: 9,99 €

Missouri in den 50er-Jahren: Wie in jedem Sommer kommen die längst erwachsenen Töchter von Matthew und Callie Soames für zwei Wochen zurück auf die Farm ihrer Eltern: die stets pflichtbewusste Leonie, die das Glück an sich vorbeiziehen zu lassen scheint, Mary Jo, die fernab der Familie in New York beim Fernsehen arbeitet, und Jessica, die das College sausen ließ und den falschen Mann geheiratet hat. Mathy, die Rebellin, wird von allen vermisst. Eine schmerzhaft schöne Reise zurück in die Vergangenheit beginnt.

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Dieses Buch ist in mehreren Kapiteln gestaltet. Zuerst einmal wird über die Familie im Allgemeinen erzählt. Über die alljährlich Anreise der Töchter und die gemeinsam verlebte Urlaubszeit. Danach wird aus Sicht jeder einzelnen Person die Familiengeschichte erzählt. Aber immer fortführen bis in die Zeit, in der wir uns am Anfang befinden. Die Autorin hat das so einfühlsam geschrieben, so fesselnd und liebevoll. Man erfährt warum und wieso jeder einzelne sich so verhält und/ oder so geworden ist wie er ist. Dabei erfährt der Leser Dinge, die er so vielleicht gar nicht erwartet hätte.

Ein wundervolles Buch, über eine wundervolle Landschaft und eine Familie, die zusammen hält bzw. immer wieder zusammen findet, egal was passiert.

Ein Buch über Mut, Eitelkeit, Verzicht und ungeahnten Chancen. Ein Buch über Lachen, Liebe und Traurigkeit.Einfach ein wundervolles Buch und ich hätte endlos weiter lesen können.

Danke an dieser Stelle an Regina und Sabine …. ohne Eure Rezis hätte ich nie dieses wunderschöne Buch gelesen!!! ♥♥♥

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Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-04394-5, Preis: 8,99 €

Missouri, Anfang der Vierzigerjahre: Allen Liles, Mitte zwanzig träumt von New York, vom Theater, von der Musik, vom Schreiben. Stattdessen beginnt sie an einem College in der tiefsten Provinz zu unterrichten, wie ihre Mutter und Großmutter. Dort öffnet sie ihren Studenten ein Tor zur Welt, sie treffen sich in Bars und Cafés, diskutieren über Literatur, Liebe, das Leben, bis spät in die Nacht. Als Allen sich in einen der Studenten verliebt, erkennen sie Grenzen, die sie lange ignoriert hat. Sie muss sich entscheiden, wofür es sich zu kämpfen lohnt – und was ihr die Freiheit wert ist.

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Dies ist nach „Wenn die Mondblumen blühen“ Jetta Carletons 2. Roman. Das Manuskript war lange verschollen und wurde 2009 nach der zweiten Veröffentlichung von „Wenn die Mondblumen blühen“ gefunden.

Allen Liles ist eine junge Frau, die ihr Leben noch vor sich hat. Sie ist jung und wild. Möchte das Leben genießen. Doch durch ihre Stellung als Lehrerin wird sie gezwungen sich an Konventionen und Richtlinien zu halten. Ob sie damit glücklich wird?

„In Frühlingsnächten“ ist ein wundervoller Roman, der lyrische und philosophische Elemente enthält. Auch hier ist sie wieder, diese Magie, die die Autorin benutzt, um den Leser in seinen Bann zu ziehen. Ein Buch, das man aber auf Grund dieser lyrischen und philosophischen Texte nicht schnell lesen kann/ sollte. Ich habe mich diesen Texten hingegeben und auf mich wirken lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Manchmal …

Mare Verlag Fester Einband  208 Seiten  Erscheinungsdatum: 14.02.2017  Preis: 20,00 € ISBN: 9783866482425

Mare Verlag
Fester Einband
208 Seiten
Erscheinungsdatum:
14.02.2017
Preis: 20,00 €
ISBN: 9783866482425

Klappentext
Sachen gibt es, die gibt es gar nicht. Einen Eisbrocken etwa, der mitten im Sommer vom Himmel stürzt und der achtjährigen Saara auf tragische Weise die Mutter nimmt. Schweren Herzens muss das Mädchen mit ihrem Vater das geliebte Sägemehlhaus verlassen und zu ihrer Tanta Annu ziehen. Doch auch dieser widerfährt wenig später Unglaubliches, als sie zum zweiten Mal im Lotto gewinnt – und vor Schreck in einen dreiwöchigen Dornröschenschlaf fällt. Und während Saara ihren einzigen Vertrauten Hercule Poirot um Hilfe anfleht, schreibt Annu auf der Suche nach Antworten Briefe an einen Fischer in Schottland, der bereits zum vierten Mal vom Blitz getroffen wurde und sein Schicksal dennoch jeden Tag aufs Neue herausfordert.

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„Ich denke viel über die Zeit nach. Ich habe graue Zellen im Gehirn, wie Hercule Poirot. Mit denen denke ich darüber nach, wie die Zeit vergeht und Wunden heilen. Die Erwachsenen sagen, die Zeit heilt alle Wunden, und damit ist gemeint, dass die Zeit vergeht und sich deswegen alles, was passiert in Gedanken verwandelt und man sich immer schlechter daran erinnern kann. Wenn man sich dann nur noch ganz schlecht erinnert, ist die Wunde verheilt.
(…)
Also sitze ich auf der Rückbank und sage „Nichts“ und denke an die heilende Kraft der Zeit und beschließe, mich sicherheitshalber jeden Tag an meine Mutter zu erinnern, bevor die Zeit zu viel heilt.“ (Seite 10/ 11)

Die Geschichte ist in vier Kapitel unterteilt. Im ersten lerne ich Saara kennen, die gerade auf tragische Weise ihre Mutter verloren hat. Wie, dass erfahre ich zunächst nicht, sondern ich lerne Saara mit all ihrer Trauer und auch Wut kennen. Sie kann nicht verstehen, was passiert ist, denn sie ist erst acht Jahre alt. Ihr Vater ist keine wirkliche Hilfe, da er in seiner eigenen Trauer gefangen ist.  Saara stellt sich viele Fragen, sucht nach einem Warum, einem Halt, irgendetwas das den Verlust der Mutter erklären kann. Doch sie findet nur die Märchen, die ihre Mutter ihr immer erzählt hat. Die bieten ihr Trost und Halt.

Im zweiten Abschnitt geht es um Annu. Saaras Tante, bei der Saara und ihr Vater nach dem Tod der Mutter vorrübergehend leben. Und auch ihr passieren merkwürdige Dinge. Nachdem sie das zweite Mal im Lotto gewonnen hat, fällt sie in einen mehrwöchigen Schlaf. Aber als anders als Saara ist Annu in der Lage sich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen, da  sie die Erfahrung eines Erwachsenen hat. Annu findet im Internet einen Mann, dem auch seltsame Dinge zugestoßen sind und schreibt ihm. Es entsteht ein reger Briefwechsel, in dem ich viele kuriose Dinge und Zufälle erfahre.

Dann erzählt die Geschichte Pekkas Leben. Von seiner Liebe zu Saaras Mutter, dem ersten Kennenlernen bis hin zu Saaras Geburt. Doch anders als bei Saara ist er scheinbar schnell über den Tod der Mutter hinweg und heiratet eine andere Frau, die ein Kind von ihm bekommt. Doch auch diese Ehe steht unter keinem guten Stern …

Im letzten Teil geht es wieder um Saara und die Geburt ihrer kleinen Schwester. Es sind ein paar Jahre seit dem Tod der Mutter vergangen. Die „neue“ Familie lebt wieder im „alten“ Haus. Saara stellt sich dem Tod der Mutter in ihren Träumen und scheint langsam deren Tod zu verarbeiten. Und die kleine Schwester wird geboren. Ein Kind das keine große Lebenserwartung hat.

„Mal kommt der Weltuntergang, mal bricht schlagartig das Paradies aus. Mal stirbt jemand so unbemerkt, dass man es gar nicht kapiert. Vielleicht versucht so eine Person dann, als Gespenst wiederzukehren und seine unfertigen Geschichten weiterzuerzählen. Obwohl sie eigentlich einfach nur fortgehen sollte. Am Straßenrand und das Auto davonfahren lassen. Sich in Schwarz-Weiß verwandeln. Kleiner werden und die Zeitform ändern.“ (Seite 202)

Dies ist mein zweites Buch von Ahava, das ich gelesen habe. Daher wusste ich vom sprachlichen Stil her, was mich erwartet. Ahava hat einen ganz eigenen Stil zu schreiben. Trotz anspruchsvollem Thema (Sterben, Tod, Trauer) fühlt man sich beim Lesen auf einer Wolke. Einer Wolke der Leichtigkeit. Ahava greift  immer wieder zu Bildnissen aus Märchen, um  diese schweren Themen „abzuarbeiten“ und lässt so Saara verstehen, was passiert ist.

Auch mag ich wieder die vielen philosophischen Ansätze über das Leben, den Tod und all die Dinge die wir so selbstverständlich nehmen. Aber nichts sollet in unserem Leben selbstverständlich sein. Wir sollten vielmehr die Augenblicke des Lebens genießen, jeden einzelnen, denn das Leben ist nicht berechenbar, es ist nicht endlos, auch wenn es uns manchmal so vorkommt.

Dieses Buch ist anders, dieses Buch ist skurril, dieses Buch ist irre und lässt den einen oder anderen verwirrt zurück. Doch dieses Buch muss man wie das Leben betrachten … neugierig, offen, ehrlich, schonungslos, sentimental, traurig, märchenhaft … einfach wunderschön!

„Die Welt geht weiter. Nichts ist klar, aber die Zeit heilt alle Wunden, und der Mensch vergisst. (…) Dinge passieren. Gleichzeitig, zur falschen Zeit, zu verschiedenen Zeiten, an den falschen Orten.“ (Seite 203)

 

4 von 5 Sternen 

„Komm traurig, geh glücklich“

List Verlag Fester Einband  192 Seiten Erscheinungsdatum: 18.11.2016  Preis: 14,00 Euro ISBN: 9783471351338

List Verlag
Fester Einband
192 Seiten
Erscheinungsdatum:
18.11.2016
Preis: 14,00 Euro
ISBN: 9783471351338

Klappentext
Genau danach hat Iris sich so lange gesehnt: Nach diesem Gefühl von Angekommensein. Gerade hat sie den schlimmsten Tag ihres Lebens hinter sich. Doch dann entdeckt sie zufällig das kleine Café in den verwinkelten Gassen Barcelonas.
Bei ihren ersten Besuchen lernt sie den charmanten Wirt kennen und einen jungen Stammgast, Luca. Und jeder Tisch scheint eine ganz besondere Kraft zu haben. Am Tisch der Hoffnungen erfährt Iris, dass es sich immer lohnt, das Wagnis des nächsten Tages einzugehen. Am Tisch der Erinnerungen spürt sie, was es heißt, in der Gegenwart zu leben. Fast täglich kommt Iris nun an diesen besonderen Ort. Sein Zauber geht immer mehr auf sie über. Und langsam öffnet sich Iris – dem Leben und der Liebe.

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„Richtig. Denken bedeutet sich von der Gegenwart lösen, um in den Wassern der Vergangenheit oder der Zukunft zu fischen. Erleben dagegen ist immer etwas Gegenwärtiges. Das ist das ganze Geheimnis.
(…)
Das bezweifle ich. Schmecken ist zwar etwas Gegenwärtiges, aber wenn man das Essen als Gesamtheit betrachtet, gehören seine Zubereitung der Vergangenheit und seine Verdauung der Zukunft an.
(…)
Also muss man, um die Gegenwart zu spüren, etwas erleben, das so intensiv ist, dass man den Blick weder in die Zukunft noch in die Vergangenheit zu richten braucht.“ (Seite 85)

Iris verliert ganz plötzlich ihre Eltern durch einen Unfall. Sie konnte sich nicht von ihnen verabschieden. Nach dem Tod der Eltern ist sie vollkommen allein. Sie zerbricht fast an ihrer Trauer. Bei einem Spaziergang steht sie auf einer Brücke und denkt darüber nach zu springen. Doch bevor sie dies machen kann zerplatzt neben ihr ein Luftballon. Dieser Schreck holt sie in die Wirklichkeit zurück. Auf dem Weg zurück in ihre Wohnung kommt sie an einem Café vorbei. Sie fühlt sich magisch angezogen und betritt dieses Café, welches ihr Leben verändern wird.

„Lass die Vergangenheit hinter Dir, und die Gegenwart beginnt.“ (Seite 120)

Wer mich kennt, weiß dass dieses Buch eigentlich nicht mein Genre ist. Doch dieses Buch hat mich gefunden in einer Zeit, in der es mir nicht gut ging. Ähnlich wie Iris das Café fand.

„Ein Engel ist jemand, der dich vor dem Fallen bewahrt, indem er dir das Fliegen beibringt.“ (Seite 134)

Dieses Buch hat mich mit all seinen philosophischen Ansätzen, Metaphern und schönen Sätzen hat getröstet. Ich habe wie Iris an vielen Tischen gesessen. Unter anderem am Tisch der Vergangenheit, am Tisch der Vergebung, am Tisch der Gegenwart und am Tisch der der Zukunft.

Es hat Kraft gekostet. Das Leben geht weiter.

„Traurig ist der Tod nur für den, der nicht gewagt hat zu leben.“(Seite 182)

Ich gehe zu denen, die mich liebten und warte auf die, die mich lieben.
(*26. Dezember 1938  †02. November 2016)

Solange ihr mich liebt, lebe ich weiter.
Bewahrt mich in euren Herzen.
(*22. Juli 1939  †14. Januar 2008)

„Weine nicht, weil etwas zu Ende ist, lächle, weil es existiert hat.“ (Urheber unbekannt)

 

4 von 5 Sternen

Eine Reise mit unerwartetem Ausgang

Zsolnay, Paul Fester Einband  272 Seiten  Erscheinungsdatum: 25.07.2016  Preis: 20,00 € ISBN: 9783552063266

Zsolnay, Paul
Fester Einband
272 Seiten
Erscheinungsdatum: 25.07.2016
Preis: 20,00 €
ISBN: 9783552063266

Klappentext
Nora hat ihren Vater verloren. Das wäre schon schlimm genug, doch dann erfährt sie seinen letzten Willen. Sie muss Paris und ihr schönes Leben dort verlassen, um mit der Asche ihres Vaters im Handgepäck und einem pedantischen jungen Notariatsgehilfen, der ihr täglich das nächste Etappenziel mitteilt, eine Wanderung zu unternehmen – durch ein Land, das sie kaum kennt.
Nora, die lebenslustige Chaotin, und Bernhard, der strenge Asket, folgen zwischen Regengüssen, Wortgefechten und allmählicher Annäherung einem Plan, der ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

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„Der Tod ist ein Skandal, hat Canetti gesagt. Das ist ein großer Unsinn. Canetti gehört nicht zum Kreis meiner Altersfreunde! Der Tod ist eine simple Sache. Der Skandal ist das Leben. Es geht einfach weiter.“ (Seite 192)

Nora und Bernard kennen sich nicht und trotzdem reisen sie gemeinsam von Paris aus in die Alpen. Und sie tun dies nicht freiwillig. Noras Vater ist plötzlich verstorben und hat an das große Erbe, dass Nora gerade Recht kommt, eine Bedingung geknüpft. Seine Asche soll in den Alpen verstreut werden, an der Stelle, an der Noras Mutter vor zig Jahren ums Leben kam. Und damit Nora auch wirklich diese Reise unternimmt, stellt ihr Vater ihr ein Notariatsgehilfe zur Seite. Dieser soll mitreisen und Nora täglich einen Brief geben, in dem genaue Anweisungen für die Reiseetappen stehen. Doch die beiden sind wie Feuer und Wasser, und dementsprechend ist die Reise für beide eine Herausforderung.

„Alles ist irgendwann das erste Mal. Und alles ist irgendwann das letzet Mal. Der erste Kuss, der letzte Kuss … der unwiederbringliche letzte Kuss.“ (Seite 193)

Als ich Cover und Titel gesehen habe, habe ich erst einmal gedacht … was ist das denn für ein „komisches“ Buch. Dann las ich den Namen des Autors und wurde sofort an mein erstes Buch „Liebe unter Fischen“ von ihm erinnert. Das hatte mir seinerzeit sehr gut gefallen. Für mich war klar, dieses Buch muss ich lesen.

Dieses Buch hat sehr viel zu bieten. Neben den ständigen Zankereien zwischen Nora und Bernhard (die mich zum Lachen bringen) und Noras Nörgeleien (die mich echt manchmal nerven … so eine verwöhnte Zicke) geht es in diesem Buch um den Sinn des Lebens, der Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod. René Freund verpackt diese ernsten Themen geschickt zwischen Humor und tiefsinnigen Briefen. Die sind übrigens mein persönliche Highlight. Die Briefe, die Noras Vater an seine Tochter schreibt, in einer Zeit, in der er weiß, dass er sterben wird. Diese Rückschau auf das gelebte Leben, die Gedanken und Hoffnungen über das Sterben und den Tod an sich … einfach wunderschön, sofern man hier wunderschön reden kann.

„Ich verstehe da so: Es gibt nur zwei Möglichkeiten – es gibt keine dritte! Entweder, das alles hat einen Sinn, oder alles ist Willkür und Zufall. Entweder. Dein Leben wird von einer inneren Weisheit geleitet, oder deine Freunde, deine Familie, deine Erfahrungen sind sinnlos und austauschbar. Und auch wenn ich wie wir alle den Sinn nicht erkennen kann, möchte ich auf den Sinn wetten. Das macht unser Leben einfach größer und erfüllter.“ (Seite 234)

Nicht vom Cover und vom Titel abschrecken lassen … unbedingt lesen!!!

Poetisch, Philosophisch, Phantastisch ♥

Aufbau  Fester Einband 607 Seiten Erscheinungsdatum: 01.03.2013  Preis: 19,99 € ISBN: 9783351050009

Aufbau
Fester Einband
607 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.03.2013
Preis: 19,99 €
ISBN: 9783351050009

Rückentext
Frisch getrennt von seiner Frau, tourt der Pianist Tom Holler mit seiner Berliner Band durch Italien. In Neapel hofft er, seine große Liebe Betty Morgenthal wiederzutreffen und endlich zu begreifen, warum er seinen besten Freund verlieren musste. Seine Erinnerung weiß von verpasstem und verspieltem Glück. Aber nur wenn er zum Kern vordringt, zu jener Nacht in Como, als das Dreigestirn der Freunde auseinanderbrach, hat sein Leben – und vielleicht auch die Liebe – eine zweite Chance.
Berlin, Italien, Schwermut und Leichtsinn, die lauten und leisen Töne – dieser Roman ist voller Musik.

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Ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll, um diesem Buch gerecht zu werden.

Monika Zeiner hat mit diesem Debütroman ein Meisterwerk geschaffen. Die Sprache ist so bildhaft, gewaltig und poetisch. Die vielen einzelnen Lebensthemen, die die Geschichte rund um Tom, Marc und Betty anspricht, sind voller philosophischer Ansätze.

Immer hatte ich als Leserin den Eindruck ich bin mittendrin. Zum Beispiel das Kapitel „Das Konzert“ …Nach diesem Kapitel war ich fertig. Das ist mit so einer Intensität geschrieben, dass ich das Gefühl hatte, ich würde dieses Konzert spielen. WAHNSINN!!! Noch im Nachhinein spürte ich die Geigen und Bässe in mir, horchte aufs Klavier und spürte die Kraft und den Klang der einzelnen Instrumente.

Ich möchte gerne eine Stelle aus dem Buch zitieren, die zeigt wie sprachgewaltig und philosophisch Monika Zeiner schreibt. Es ist aus dem Kapitel „Der ganz allgemeine Tod“ (S. 75)
„Der Tod ist das letzte Blatt im Bilderbuch eines uralten Kindes. Ein dünner Pfad, der durch gemaltes Märchengelände führt. Er geht an Berge geschmiegt, halb verborgen von hängenden Pflanzen, für jedes Jahr der Menschheitsgeschichte eine: Waldefeu, Lianen, unendliche Dornenbüsche. (…) Die Lebenden finden ihn nicht. Zu laut sind die Schritte, zu fordernd ist ihr Suchen. Er durchwandert ein Gebiet, von dem niemand ahnt, wo es liegt, von dem niemand ahnt, was darin geschieht. (…)“

So möchte ich mir den Tod vorstellen und empfinde keine Angst mehr.

DANKE liebe Monika Zeiner für diesen phantastischen Lesegenuss!!!

Ein Buch das mich tief berührt hat … es ist poetisch, philosophisch, phantastisch!!!

5 von 5 Sternen

… aus „Letzte Runde“ von Stefanie Schleemilch

duotincta Flexibler Einband  250 Seiten Erscheinungsdatum: 13.10.2015  Preis: 14,95 € ISBN: 9783946086048

duotincta
Flexibler Einband
250 Seiten
Erscheinungsdatum: 13.10.2015
Preis: 14,95 €
ISBN: 9783946086048

 

Das Leben verlieren ist keine große Sache;
aber zuzuschauen,
wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird,
das ist unerträglich.
Albert Camus ( Seite 9)

∗∗∗

„Wer sagt der Nacht, das sie enden muss? Wer zeigt den Straßen, wo sie hinführen sollen? Und wer sagt dem Lebendigen, dass er allmählich zu zerfallen hat? Schwächer werden, gebrechlicher, langsamer. Es passiert, ohne das ich es verstehe. (Seite 11)

∗∗∗

„Der menschliche Geist existiert in einer seltsamen Welt. Niemand vermag genau zu sagen, wann er beginnt, wo er entspringt. Die ersten Erinnerungen des Kindes sind lediglich die ersten fassbaren Zeichen. Denkt man darüber nach, ist das Denken immer da gewesen. Ein infiniter Regress, denn bevor ich über das Denken nachdenken kann, muss ich bereits gedacht haben. So dreht sich das Bewusstsein in einer Endlosschleife rückwärts in die vergangene Unendlichkeit . Als wäre jemand vor mir da gewesen, der mein Leben gelebt hat, das ich erst nachträglich verstehen kann.“ (Seite 12)

∗∗∗

„So real kann die Realität sein, befürchte ich. Zum ersten Mal in meinem langen Leben wird mir die Zeit physisch bewusst. Als wäre ich eine Sanddüne, die jeden Windhauch im eigenen Vergehen spürt.“ (Seite 32)

∗∗∗

„Ich bin kein Mensch mit Gerechtigkeitssinn, kein Mensch des großen Ganzen, kein Philosoph. Ich versuche nicht, meinen Tod durch Gründe zu rechtfertigen; es geht beim Sterben schlicht und pragmatisch darum, den begrenzten, engen Raum auf dieser Welt für Neues frei zu geben. Es geht nicht darum, dass ich meinen Zweck erfüllt habe, es geht darum, dass ich überflüssig geworden bin.“ (Seite 102)

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Die Partitur des Lebens

duotincta Flexibler Einband  250 Seiten Erscheinungsdatum: 13.10.2015  Preis: 14,95 € ISBN: 9783946086048

duotincta
Flexibler Einband
250 Seiten
Erscheinungsdatum: 13.10.2015
Preis: 14,95 €
ISBN: 9783946086048

Rückentext
Was bleibt zu tun, wenn der Tod unmittelbar bevorsteht? Die Wohnung ist ausgeräumt, alle Vorkehrungen sind bereits getroffen.
Lászlò, der in jungen Jahren aus Ungarn in die Schweiz geflohen ist, sitzt in seiner leeren Wohnung und wartet auf einen jungen Mann. Auf einem Tisch stehen ein paar Flaschen Portwein und Brandy, daneben liegt ein Stapel Manuskripte von Dominik: Das Vermächtnis von Lászlòs altem Freund, das er vor der Vernichtung bewahren möchte und deshalb ausgerechnet einem Unbekannten überlassen muss. Aus der Begegnung wird ein Gespräch, das eine Verbundenheit offenbart, die alles in ein anderes Licht taucht:
Vor dem Antritt seiner letzten Fahrt reist Lászlò in die eigene Vergangenheit und beginnt an die letzten Geheimnisse seines Lebens zu rühren, ein Leben, das sich aus Scheitern, Liebe, Schuld und Ideologie formte.

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Das Leben verlieren ist keine große Sache;
aber zuzuschauen,
wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird,
das ist unerträglich.
Albert Camus ( Seite 9)

Lászlò ist am Ende seines Lebens angekommen. Er weiß, dass er an seiner Erkrankung irgendwann sterben wird. Doch das nimmt er so nicht hin und somit hat er beschlossen, seinem Leben ein Ende setzen wird. Für den nächsten Tag ist alles in einer schweizerischen Sterbeklinik vorbereitet. Doch vorher ordnet er noch die letzten Dinge in seinem Leben. Er räumt seine Wohnung leer und bestellt sich einen jungen Mann in die leere Wohnung. Lediglich ein paar Flaschen Portwein und Brandy stehen auf einem vereinsamten Tisch herum. Lászlò möchte diesem ihm unbekannten Mann das Manuskript seines alten Freundes Dominik geben. Nichts ist ihm wichtig, doch dieses Manuskript darf nicht mit ihm sterben. So wird aus einem einfachen Treffen ein Gespräch über das Leben und den Tod.

„Wer sagt der Nacht, das sie enden muss? Wer zeigt den Straßen, wo sie hinführen sollen? Und wer sagt dem Lebendigen, dass er allmählich zu zerfallen hat? Schwächer werden, gebrechlicher, langsamer. Es passiert, ohne das ich es verstehe. (Seite 11)

Eigentlich denkt man bei diesem Plot, das ist eine Geschichte, die schnell erzählt und gelesen ist. Zumal das Buch „nur“ 145 Seiten hat. Doch ehrlich gesagt haben es diese 145 Seiten in sich. Schon direkt zu Anfang habe ich Probleme der Geschichte zu folgen. Ich habe das Gefühl alle Infos springen hin und her … Zeit, Orte, Menschen … Allein die ersten drei Seiten haben nur ein großes Fragezeichen in meinem Kopf hinterlassen. Also habe ich das Buch zugeklappt, und es ein paar Tage auf Seite gelegt.

„Der menschliche Geist existiert in einer seltsamen Welt. Niemand vermag genau zu sagen, wann er beginnt, wo er entspringt. Die ersten Erinnerungen des Kindes sind lediglich die ersten fassbaren Zeichen. Denkt man darüber nach, ist das Denken immer da gewesen. Ein infiniter Regress, denn bevor ich über das Denken nachdenken kann, muss ich bereits gedacht haben. So dreht sich das Bewusstsein in einer Endlosschleife rückwärts in die vergangene Unendlichkeit . Als wäre jemand vor mir da gewesen, der mein Leben gelebt hat, das ich erst nachträglich verstehen kann.“ (Seite 12)

Nach ein paar Tagen habe ich es dann noch einmal zur Hand genommen, habe mich langsam der Geschichte angenähert und dann passierte es … ich tauchte ein in eine Geschichte voller philosophischen Ansätze. Einer Geschichte, die ein Leben Revue passieren lässt. Ein Leben voller Schuldgefühle, Unzulänglichkeiten, Liebe, Freundschaft und der Liebe zum Leben.

„So real kann die Realität sein, befürchte ich. Zum ersten Mal in meinem langen Leben wird mir die Zeit physisch bewusst. Als wäre ich eine Sanddüne, die jeden Windhauch im eigenen Vergehen spürt.“ (Seite 32)

„Letzte Runde“ ist sicherlich kein einfacher Roman. Einmal, weil es um ein Thema geht, dem die meisten Menschen so lange wie möglich ausweichen … dem Tod. Und wenn es dann noch um den eigenen Tod geht, dann blockiert man ganz. Dann ist da noch die Sprache. Manche Stellen musste ich mehrfach lesen, um zu begreifen, was sie zu bedeuten haben, was sie mir sagen wollen. Doch bei all den kleinen Schwierigkeiten haben mich  gerade die poetische Sprache, so wie die philosophischen Ansätze begeistert.

Ich habe mich oft gefragt woher eine so junge Autorin (Stefanie Schleemilch wurde 1986 geboren) diese tiefgründigen Ansätze hernimmt.

Letztendlich denke ich, wenn man ein erfülltes Leben hatte, mit  seinen Höhen und Tiefen, dann kann von dieser großen Bühne gehen … ohne Traurigkeit und Wehmut!

„Ich bin kein Mensch mit Gerechtigkeitssinn, kein Mensch des großen Ganzen, kein Philosoph. Ich versuche nicht, meinen Tod durch Gründe zu rechtfertigen; es geht beim Sterben schlicht und pragmatisch darum, den begrenzten, engen Raum auf dieser Welt für Neues frei zu geben. Es geht nicht darum, dass ich meinen Zweck erfüllt habe, es geht darum, dass ich überflüssig geworden bin.“ (Seite 102)

4 von 5 Sternen

Entweder – Oder. Ein Lebensfragment

Schardt Verlag Flexibler Einband 169 Seiten Erscheinungsdatum: 01.04.2014 Preis: 10,00 € ISBN: 9783898417303

Schardt Verlag
Flexibler Einband
169 Seiten
Erscheinungsdatum:
01.04.2014
Preis: 10,00 €
ISBN: 9783898417303

Rückentext
Alles gab es nach Maß: Schuhe, Kleider, Brillen, Möbel, ganze Häuser. Alles konnte nach Wunsch angefertigt werden, gleichwie es der Kunde mochte. Aber Geschichten?
Enno ist schon immer ein Sonderling gewesen. Doch er hat eine einzigartige Begabung: Er schreibt Geschichten, die das Handeln des Lesers lenken. Diese Fähigkeit setzt er erfolgreich für seine Klienten ein – er ist Schöpfer ihrer Gedanken, ihres Schicksals.
Eines Tages lernt er Lea kennen, die seinen Rat sucht. Aller Widerstände zum Trotz ist es von nun an Ennos Ziel, seine eigene Geschichte auf untrennbare Weise mit ihrer zu verknüpfen. Um sein höchstes Glück zu erreichen, zieht er alle Register – doch er geht zu weit. Und zerbricht an der Realität.

∗∗∗∗∗

Ist es möglich, das Leben einzelner Menschen durch das Schreiben einer neuen Lebensgeschichte zu verändern? Dies und nicht s anderes macht Enno. Er nennt sich Lebensschreiber und schreibt für Menschen ihre Leben um. So wie er es für „richtig“ hält. Aber ist das wirklich möglich? Ein solcher Eingriff ins Leben? Kann so etwas ohne Folgen bleiben?

WOW, was für ein Buch, was für eine Geschichte. Sprachlich und stilistisch ist dieses Buch einfach phantastisch. Wort für Wort habe ich mich in dieses Buch verliebt. Mir gefällt es, wie der der Autor Christoph A. G. Klein die Sprache für seinen Protagonisten benutzt, wie er philosophische Ansätze einbaut, die den Leser innehalten lassen um das gelesene zu reflektieren und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen.

„Die Menschen, diese Herdentiere, werden immer jemanden benötigen, der sie leitet, der ihnen eine Zukunft aufzeigt, einen Sinn gibt, den sie im Alltag nicht finden. Das war und wird so bleiben. Darf man sich da nicht für allmächtig halten? Ist es nicht göttlich, menschliche Wesen nach seinem Geschmack zu formen, zu führen, zu verführen, hierhin zu schicken und dorthin, weil man es selbst für richtig hält?“ (S. 7)

„Meine Mutter war dreiundfünfzig Jahre älter als ich, mein Vater einundsechzig. Sie hießen Oma und Opa.“ (S. 14)

Wer würde so etwas in der „realen Welt“ sagen … doch die wenigsten, bzw. niemand. Diese Satzkonstellation allein zeigt mir, dass der Autor einen außergewöhnlichen Protagonisten schaffen möchte. Jemand, der sich mit der Wahl seiner Worte auskennt. Ich finde das einfach phantastisch. 🙂

… Wahnsinn, diese Wortwahl … Hier noch ein paar Kostproben …
„Die Alphabetisierung eines Landes drückt seinen Wohlstand aus. Lesen ist nicht nur ein Zeitvertrieb, ein Hobby oder Quelle für Wissen. Lesen entwickelt den Menschen, zivilisiert ihn, formt ihn und erlaubt ihm eindringlich, über sein eigenes Dasein hinaus Gedanken von Mensch zu Mensch zu vermitteln.“ (S. 24)
Dieser Satz spricht mir aus der Seele:

„Dabei ist es eine solch wertvolle Aufgabe, Menschen die richtige Literatur zu empfehlen. Keine Maschine wird diese wertvolle Arbeit je übernehmen, kein Algorithmus die Brandbreite des menschlichen Fundus erschließen können.“ (S. 26)
Ich könnte jetzt hier noch endlos meine Lieblingssätze und philosophischen Ansätze auflisten … aber dann könnte ich gleich das ganze Buch hier aufschreiben. Für mich ist dieses Buch ein wahrer literarischer Schatz, den man unbedingt gelesen haben muss!!!
DANKE Christoph für dieses außergewöhnliche Buch. Ich liebe es ♥

5 von 5 Sternen

Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein …

Aufbau Verlag Fester Einband 448 Seiten Erscheinungsdatum: 18.08.2014  Preis: 19,95 € ISBN: 9783351035747

Aufbau Verlag
Fester Einband
448 Seiten
Erscheinungsdatum:
18.08.2014
Preis: 19,95 €
ISBN: 9783351035747

Klappentext
Die amerikanische Studentin Lily Hayes verbringt ein vorhersehbares und unaufgeregtes Auslandssemester in Argentinien, bis sie angeklagt wird, ihre Zimmergenossin brutal ermordet zu haben. Aus verschiedenen Perspektiven wird das Justizdrama um die schwierige Hauptfigur erzählt, die sich durch ihr unangepasstes Verhalten des Mordes verdächtigt macht. Nach und nach weicht die Frage, ob sie schuldig ist, einer Darstellung der zerstörerischen Macht öffentlicher Schuldzuweisungen. Ein Familiendrama und ein psychologischer Justiz-Thriller um eine schillernde Persönlichkeit

∗∗∗∗∗

Die Geschichte der Amanda Knox war Anstoß für dieses Buch. Wobei aber betont werden muss, dass in diesem Roman keinerlei Parallelen aufgezeichnet sind und dieser Roman eine eigene ganz andere Handlung hat. Persönlich habe ich nur am Rande von Amanda Knox und ihrem Verfahren gehört/ gesehen, daher hatte ich auch während dem lesen dieses Romans immer nur Lily und ihre Geschichte vor Augen.

Was mir besonders an diesem Buch gefallen hat, war die Tatsache, dass DuBois die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln von verschiedenen Personen dargestellt hat. Menschen die eine bestimmten Einfluss auf die Geschichte oder das Leben von Lily Hayes haben/ hatten.

Da sind einmal Lilys Eltern, Andrew und Maureen. Sie haben ihre erste Tochter im Säuglingsalter verloren und sind nie darüber hinweg gekommen. Trotzdem haben sie zwei weitere Kinder bekomme. Lily und Anna. Doch irgendwie konnten sie ihnen nicht die Liebe geben, die sie ihrer verstorbenen Tochter gegeben haben. Das hat beide Kinder geprägt.

Lily und Anna wachsen in einem behüteten Elternhaus auf. Vielleicht zu behütet, denn als Lily in Argentinien ist genießt sie die unbeobachtete Freiheit und macht das was ihr in den Sinn kommt. Sie ist auf der einen Seite noch so sehr Kind, macht Dinge wie ein Rad schlagen in einer Situation, die ihr später noch zum Verhängnis wird, ist unbedacht und ohne jegliche Bekümmertheit. Auf der anderen Seite möchte sie erwachsen sein, arbeitet in einem Pub, raucht, nimmt Drogen. Eine junge Frau, die dabei ist ihre Flügeln auszustrecken.

Sebastian, eine weitere tragische Figur in diesem Roman. Er lebt nach dem tödlichen Flugzeugabsturz seiner Eltern alleine in einer riesigen Villa. Alles ist dort sehr dunkel und spukie. Auch Sebastian macht auf den Leser diesen Eindruck, wobei ich denke, dass er ein sehr einsamer hochintelligenter junger Mann ist, der seine Unsicherheiten mit Sarkasmus überspielt. Sebastien liebt Lily und Lilly?

Dann gibt es da noch Katy, das Opfer. Sie lebt mit Lily bei den Gasteltern, den Carrizos. Katy ist mir irgendwie suspekt. Ich glaube nicht, dass sie dieses brave Mädchen ist, was alle von ihr glauben und sie es faustdick hinter den Ohren hat und somit bei weitem nicht das ach so liebe Mädchen ist, für das sie alle halten.

Eduardo, den Ermittler, empfinde ich als sehr hinterhältig. Nun ja vielleicht sind Ermittler das. Aber er hat in meinen Augen schon eine vorgefertigte Meinung ohne fertig mit den Ermittlungen zu sein. Für ihn ist Lily die Schuldige. Durch seine „Vorverurteilung“ ist er in seinen Handlungen und Befragungen natürlich sehr eingeschränkt. Seine Befragungen gehen immer nur in diese eine Richtung.

Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur gepackt. Die verschiedenen Blickwinkel, Aussagen und Sichtweisen auf die Geschichte um Lily prägen dieses Buch und eine Frage beschäftigt  … war sie es oder war sie es nicht …

Zwei Stellen aus dem Buch haben mich lange nicht losgelassen und ich möchte Euch meine Gedanken dazu noch mitteilen.
„Jedermann verbüßt lebenslange Freiheitstrafen: Man saß sie drinnen oder draußen ab, aber irgendwo saß man sie ab.“ (Seite 479)
Was für ein Satz … wir alle sind Gefangene … irgendwie  … irgendwo … sei es in unserer Unsicherheit … unserem nicht vorhandenem Selbstbewusstsein … unseren Ängsten … unserer Schuld … unserem Leben…

Und dann Lilys Zeilen an Sebastian:

(…) Ich habe es nicht getan, aber ich könnte es getan haben. (…)

Ja, sie hätte es tun können, weil sie dachte Katy und Sebastian hätten eine Affäre. Ja, sie hätte es tun können, weil sie vielleicht neidisch auf Katy und deren Leben/ Schönheit/ Sanftmut war … und jetzt kommt es … jeder hätte es tun können … du, ich, der Nachbar … es gibt immer einen „Grund“ jemanden ermorden zu können, aber wir tun es nicht!

(…) Ich habe es nicht getan, aber ich hätte es tun können. (…)

Ja, sie hatte Möglichkeiten genug. Sie hätte es irgendwann ausüben können, es gab genügend Gelegenheiten und Gründe. Aber sie hat es nicht getan, weil sie wie du, ich oder irgendein Mensch nicht so etwas Furchtbares machen würde, nicht so kaltblütig sein kann.

(…) Ich habe es nicht getan, aber in einem anderen Leben habe ich es vielleicht getan. (…)

Hier sollte man ganz tief in sich hören … steckt nicht in jedem „guten“ Menschen auch etwas „Böses“. Wir sind das was unsere Eltern, unsere Gene und unsere Umwelt aus uns machen. Wir kommen erst einmal als „gut“ auf diese Welt. Aber Lebensumstände und Situationen könne aus einem „guten“ Menschen einen „bösen“ werden lassen…

WAHNSINN(!!!) was für ein Buch … .. so sprachgewaltig, unvorhersehbar, erschütternd und philosophisch ♥♥♥ … es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur gepackt. Die verschiedenen Blickwinkel, Aussagen und Sichtweisen auf die Geschichte um Lily prägen dieses Buch und eine Frage beschäftigt  … war sie es oder war sie es nicht …

Chapeau Jennifer DuBois ♥

5 von 5 Sternen