Klappentext
Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur eine Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit dem Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als „Frischedoktor“ in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr.
Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo & Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der „Frischedoktor“ soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt …
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„Es war nicht nur die klare, frische Luft, die so vertraut die Haut streichelte, es war, als spürte sie neben den Häuschen, Sträßchen und Gärten auch die, die hier schon immer gewohnt hatten. Sie hörte ihre Stimmen, ihr Gelächter, ihr Gemecker und ihr Seufzen wie ein immerwährendes Flüstern alter Geschichten, die das Laub rascheln ließen oder wie Pollen im Sonnenlicht tanzten. Erinnerungen. Wie die Farbe, die auf den Fassaden langsam verblasste.
Heimat war nicht das was man sah, sondern das, was andere niemals sehen würden.“ (Seite 35)
Romy möchte nichts anders in ihrem Leben als Theater spielen. Ihr größter Wunsch ist es einmal im Leben die Julia in Romeo & Julia zu spielen. Doch leider hat sie es bisher nicht auf die Bühne geschafft. Sie ist die, die keiner sieht, aber von der so viel abhängt … die Souffleuse. Am Tag der Premiere ereilt sie die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter. Sie versemmelt die Premiere und bekommt die Kündigung.
Sie fährt in ihre Heimat, dem Ort an dem sie aufgewachsen ist, um die Beerdigung ihrer Großmutter zu organisieren. In dem kleinen Ort leben fast nur alte Menschen. Menschen, die einmal Romys Heimat waren. Doch unter ihnen ist ein Wettstreit ausgebrochen. Nach dem Tod von Romys Großmutter sind nur noch drei Plätze auf dem örtlichen Friedhof frei und alle Alten wollen einen dieser begehrten Plätze. Mehrere Bewohner des Dorfes versuchen per zufällige Unfälle eines der Gräber zu bekommen.
Romy beschließt dem ein Ende zu setzten und die Alten zu beschäftigen. Sie entschließt sich auf dem Hof der Großmutter ein elisabethanisches Theater zu bauen. Doch mit ihrer spontanen Idee stößt sie bald an verschiedene Grenzen … die des Geldes, der Baubehörde und der Besetzung für das Stück … Schafft sie es dennoch?
„Menschen verändern sich. Manche verlassen ihre Heimat und finden woanders eine neue. Es gibt nicht die eine Liebe, die alles festlegt. Die Welt hat viel zu bieten. Und manchmal muss man länger suchen, bis man findet, was das Herz berührt.“ (Seite 392)
Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Man konnte sich sehr gut in die Geschichte fallen lassen. Die Idylle des Dorfes mit all seinen Bewohnern hätte auch mein Dorf sein können. Wer auf dem Land lebt, weiß, dass man nicht alleine ist. Jeder kümmert sich um jeden bzw. einige würden es auch einmischen nennen. Wie auch immer. Diese Gemeinschaft in Romys Dorf ist die, wie es sie überall auf der Welt geben könnte. Mal ist man sich näher mal weniger.
Doch neben der lustigen Geschichte rund um Ben, Romy und dem Theater gab es aber auch viele nachdenkliche Themen … das Leben auf dem Land mit seinen Vor- und Nachteilen … Alterseinsamkeit … die Todessehnsucht der Alten und wie man es schafft ihnen neuen Lebensmut zu geben … das Aufwachsen ohne Eltern und die Sehnsucht zu erfahren wer der Vater ist … Heimatlosigkeit und das Heimat nicht unbedingt ein Ort sein muss, sondern auch Menschen sein können … Republikflucht …
All diese Themen streift der Autor nur, aber dennoch hat es mir sehr gut gefallen, wie er diese in sein Buch eingebaut hat. Dies ist eines der Bücher, mit dem man seine Emotionen ausleben kann … ich habe gelacht, geweint und vieles reflektiert … Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen!
„Das Leben verbraucht den Geist, das ist wahr, aber es kann ihn auch mit neuer Kraft befeuern.“ (Seite 297)
„Der Konjunktiv jedoch war das Glitzerpapier auf dem Geschenk namens Leben (…)“ (Seite 399)
4 von 5 Sternen