Geschafft!!!

IMG_2700Puh … das wäre erst einmal geschafft. Endlich habe ich auch einen Blog. Ich möchte mit diesem Blog meine Liebe zu Büchern teilen. Für mich gibt es nichts schöneres als den Menschen von meiner Liebe zu Büchern zu erzählen, sie mit meiner Freude über Literatur anzustecken. 🙂

Erst einmal habe ich ein paar Rezensionen aus dem letzten Jahr online gestellt. Ob noch mehr aus dem letzten Jahr folgen weiß ich noch nicht, da es ja dieses Jahr viele tolle neue Bücher geben wird.

Ich möchte Euch eine kleine „Einführung“ geben.

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In den nächsten Tagen und Wochen werde ich das ein oder andere noch spezifizieren. Über Frage, Anregungen und konstruktive Kritik freue ich mich. Ihr könnt das hier kommentieren oder mir eine Mail schreiben: angelikaabels@gmx.de.

Jetzt wünsche ich Euch mega viel Spaß beim stöbern in meinem Blog.

Eure Angelika ♥

„Obwohl alles vorbei ist“ von Franziska Gerstenberg

Schöffling & Co, ISBN: 9783895613395, Preis: 24,00 €, Hier kaufen:

Rückentext

Kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes ziehen Charlotte und Simon in Charlottes Elternhaus in Dresden. Für den Traum eines gemeinsamen Lebens gibt sie eine profitable IT-Karriere auf, er das Schauspielerdasein in Berlin. Doch obwohl nach der kleinen Greta noch Karl zur Welt kommt, zeigen sich bald erste Risse im Glück. Statt sich zu trennen, trifft das Paar eine folgenreiche Entscheidung: Haus und Familie werden buchstäblich aufgeteilt; sie bewohnt mit dem Sohn die eine Haushälfte, er mit der Tochter die andere. Das Heranwachsen der Kinder in dieser bemühten Harmonie führt schließlich zu einer Katastrophe. Und die Familie muss sich fragen: Wie kann man weiter machen, obwohl alles vorbei ist?

∗∗∗

„Es ist das Bild, denkt sie. Ihr erstes Bild von Simon mit einem Kind hätte das mit ihrem eigenen Baby sein sollen. Sie wird den Anblick nicht mehr vergessen können: das es schon andere Kinder gegeben hat in seinem Leben. Wieder ein Stück Traum, das verschwunden ist.“ (Seite 61)

Diese wirklich unglaubliche Geschichte wird über einen Zeitraum von zwanzig Jahren erzählt. Jedes Familienmitglied erzählt aus seiner Sicht, von seinen Empfindung und zu einer bestimmten Zeit.  Ich habe mir die Mühe gemacht und mir ausgerechnet wie alt die Kinder zum jeweiligen Zeitpunkt der Geschichte waren. Bei den Eltern war es nicht ganz ersichtlich, nur einmal, 2019 wird erwähnt wie alt Charlotte ist. Über Simon konnte ich nichts finden. Für mich war das wichtig, weil ich einfach wissen wollte wie „reif“ die Kinder waren, bzw. in wie weit sie verstehen konnten, was da in ihrem Leben passiert.

„>Das hätte alles schön sein sollen. Mit Simon, mit euch Kindern. Bei anderen ist es auch schön. Ich versuche die ganze Zeit … ich strenge mich so sehr an … < (Seite 110)

Im ersten Teil erzählt Charlotte (2000 – 2001) Monat für Monat wie sie Simon kennen lernt, sie sich wieder aus den Augen verlieren und dann wieder zueinander finden. Sie erzählt was sie beruflich macht, wie sie sich ihr Leben vorstellt und vom schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern.

„Greta hat eine Idee. Die Idee des Jahres, das frisch gestrichene Badezimmer hat sie darauf gebracht. Sie läuft in den Keller hinunter.

(…)

>Striche< , sagt sie atemlos, als sie wieder oben steht. >Wie Striche?<, fragt Simon. >In der Mitte der gemeinsamen Zimmer. Damit jeder auf seiner Seite bleibt.<

(…)

>Wir brauchen Regeln. Wenn es ein Spiel ist, müssen wir wissen, wer richtig spielt und wer falsch. Am Ende muss man sagen können: Du hast gewonnen, du hast verloren. Wer über den Strich tritt, ist tot!< (Seite 121)

Danach erzählt Greta (2010) die Geschichte weiter. Greta ist zu diesem Zeitpunkt 8 Jahre alt und Karl , ihr Bruder 5 Jahre alt. Es ist das Jahr in dem die Eltern sich „trennen“.  Jedoch bleiben sie mit den Kindern im Haus wohnen. Simon und Greta bewohnen die eine Hälfte des Hauses, Charlotte und Karl die andere Hälfte.

Für Charlotte ist es zuerst einmal ein Spiel. Sie ist so „begeistert“, dass sie mit roter Farbe alle Zimmer in Hälften teilt und wehe Karl oder Charlotte übertreten die rote Linie, dann gibt es Punktverluste und Strafen. Doch je länger „das Spiel“ dauert, desto weniger Lust hat Charlotte darauf.

„>Ich will das wir damit aufhören. Das Spiel macht keinen Spaß mehr. Ich kann die Liste holen-wir rechnen aus, wer gewonnen hat und dann hören wir auf damit. <

(…)

>Ich zwinge sie, wieder meine Mutter zu sein.< Er schließt kurz die Augen. Aber diesmal antwortet er. >Tu das bitte nicht.<

(…)

>Wir haben das gemeinsam beschlossen, Charlotte und ich. Weil wir nicht weiter machen konnten wie vorher. So, wie es jetzt ist … zumindest streiten wir uns nicht mehr. Es fällt uns auch nicht leicht, aber es war unsere Entscheidung. Eine  Erwachsenenentscheidung. < “ (Seite 143/ 144)

Im Jahr 2019 geht das Ganze dann weiter. Karl ist jetzt 14 Jahre alt und Greta 17 Jahre alt. Die letzten Jahre haben gravierende Spuren bei allen Beteiligten hinterlassen. Hier möchte ich jetzt nicht zu viel verraten, doch dies ist das Jahr, in dem die Tragödie passiert und die Familie scheinbar endgültige zerbricht.

„Sie hört sofort auf, ihn zu bedrängen, es kann nur Sekunden dauern, bis sie das Thema wechseln wird, um die Situation zu überspielen, aber er sieht ihre Enttäuschung. Sie hat ihm geglaubt, kurz ist er der Sohn gewesen, den sie sich immer gewünscht hat.“ (Seite 179)

Im letzten Kapitel (2019 – 2020) erinnert sich Simon an das Leben der Familie in den letzten 20 Jahren. Er fragt sich, ob man diese Tragödie hätte verhindern können … wenn die Familie zusammen gehalten hätte … wenn die Kinder nicht so aufgewachsen wären, sondern behüteter … wenn man die Trennung auch räumlich gestaltet hättet und die Kinder nicht getrennt hätte … wenn Charlotte und er doch einfach mehr miteinander geredet hätten … Viele Fragen, die Simon beschäftigen und um deren Antworten er ringt …

„Er will gar nichts Großes. Was er wirklich dringend will, das ist eine Schwester , mit der er jedes halbe Jahr die Küchenuhr von der Wand nimmt. Er will eine Mutter, mit der er das Grillfleisch verkohlen lassen kann, und einen Vater, der überhaupt einmal sein Vater ist.“ (Seite 220)

Was für ein unglaubliches Buch!!!

Ihr wisst, ich suche immer wieder Bücher, die „anders“ sind, die mich überraschen, mich an meine Grenzen bringen etc. Dies ist ein solches Buch!

Einige von Euch kennen mich persönlich und wissen, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Und dieses Buch hat mir alle Emotionen abverlangt. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie oft ich kurz davor war, das Buch aus dem Fenster zu werfen, weil ich so Fassungslos war, was diese Eltern ihren Kindern angetan haben. Ich hab es auf den Tisch geschlagen, weil ich so wütend war über Entscheidungen und Gesagtes der Eltern. Am Ende war ich nur erschöpft und traurig darüber wie alles geendet hat.

Ich kann und möchte nicht näher auf den Inhalt eingehen, da Ihr selber durch dieses Tal der Emotionen gehen sollt. Ich kann nur sagen, Franziska Gerstenberg ist hier ein großartiger Roman gelungen. Eine Familiengeschichte von Träumen die wie Seifenblasen zerplatzen, von  Entscheidungen die große katastrophale Auswirkungen auf das Leben jedes einzelnen haben und von Liebe, die vielleicht zu spät kommt …  

Für mich ist dieses Buch bereits jetzt ein Lesehighlight in diesem Jahr. Bitte unbedingt lesen!!!

Chapeau liebe Franziska Gerstenberg, danke für diese unglaubliche Geschichte und den emotionalen Höllenritt. Doch solche Geschichten brauchen wir, um zu verstehen wie wichtig Familie und ein Zuhause sind ♥♥♥

„Was ist das schon, Zuhause. Eine Idee, und das Zentrum dieser Idee bildet keinesfalls der Ort,  an dem man sich befindet. Zuhause muss sein, wo die Familie ist- wenn man eine hat. Denn wären wir sonst nicht verloren, selbst im Paradies?“ (Seite 288)

„Dies & Das“ … 03/ 2023

Hallo Ihr Lieben,

schwupps, ist der Januar auch schon vorbei. Ich fand das ging dieses Jahr irgendwie schneller als sonst. Liegt vielleicht daran, dass der Büchergarten die erste Woche im Januar geschlossen hatte. Ich freue mich auf jeden Fall darüber, dass die Tage wieder länger werden. Heute ist es sogar mal ein wenig sonnig. Der Frühling kommt so langsam. Auf meiner Lieblingsinsel (Baltrum) wurden schon die ersten Kraniche gesichtet und im Beet vor der Buchhandlung zeigen sich zaghaft die Spitzen vom Krokus. 🙂 

Nächstes Wochenende ist die „Trend up“, eine Messe in Düsseldorf. Wir waren noch nie da, doch dieses Jahr werden wir mal hinfahren und schauen, ob wir ein paar nette neue Kleinigkeiten für den Büchergraten bekommen. Ich werde Euch vielleicht per Instagram ein bisschen mitnehmen.

Apropos Kleinigkeiten … Morgen in einer Woche, also am 14. Februar ist Valentinstag. Wer von Euch „zelebriert“ diesen Tag? Oder findet Ihr diesen Tag überholt? Für all die, die Valentinstag ihrer Liebsten/ ihrem Liebsten eine Kleinigkeit schenken möchten, im Büchergarten habe ich ein paar Kleinigkeiten vorrätig. 🙂

So, dass ist es für heute. Das nächste Mal lesen wir uns Rosenmontag, und dann erzähle ich Euch wie es auf der „Trend up“ war und was ich von Karneval halte.

Eure Angelika ♥

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CarlHanser Verlag, ISBN: 9783446276178, Preis: 25,00 € Hier kaufen

 

Ich geste, das war mein erstes Buch von Arno Geiger und es hat mich fasziniert. Geiger beschreibt darin wie er zu seinen Texten für seine Romane kommt, er erzählt von seinem Doppelleben, seinen Ängsten und Sehnsüchten. Es ist ein sehr persönliches Buch und gibt einen Einblick sowohl in sein Leben, wie auch  seinen Beruf und den Literaturbetrieb im Allgemeinem. Es ist aber auch ein Buch vom Suchen und Finden, von Enttäuschungen und Gelingen … eben eine Buch vom glücklichen Geheimnis. 

Mich hat es gefesselt und ich kann es uneingeschränkt empfehlen. 

 

 

 

 

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Dumont Verlag, ISBN: 9783832182045, Preis: 24,00 €,
Hier kaufen:

 

Nach den ersten Seiten habe ich mich gefragt, wie macht Ewald Arenz das? Wie schafft man es immer und immer wieder so schöne Sätze zu schreiben? Schon nach wenigen Seiten bin ich verliebt in diese Geschichte, um Clara und Elias. Ewald Arenz schafft eine Atmosphäre um seine Protagonisten, die wunderbar ist. Man leidet, bangt, lacht und weint mit.

Die Geschichte um Clara und Elias ist eine unglaublich Liebesgeschichte, so eine wie das Leben sie spielen würde. 

Unbedingt lesen!

 

 

 

 

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„Dies & Das“ … 02/ 2023

Hallo Welt,

heute ist der dritte Montag an dem der Büchergarten geschlossen bleibt und ich zu Hause. Irgendwie ist es ein komisches Gefühl montags geschlossen zu haben. Die Woche fühlt sich ab Dienstag anders an. Kürzer, vollgepackter, arbeitsreicher und „neu“. Ich strukturiere gerade vieles um und dadurch fühlt es sich irgendwie wie „neu“ an. Mir gefällt dieses Gefühl und es motiviert mich unglaublich. Ich denke manchmal braucht es einen „Auslöser“ um bestimmte Dinge und Arbeitsabläufe zu überdenken.

Es gibt heute auch einen Grund zu feiern. WordPress hat mir eben mitgeteilt, dass mein Blog heute 8 Jahre alt wird. Happy Birthday lieber Blog. Leider gab es Zeiten in denen ich Dich ein wenig vernachlässigt habe, aber auch diese Zeiten sollen sich ändern. Danke an alle, die mir in all der Zeit trotz allem gefolgt sind und meinen Blog gerne lesen. 🙂

Die letzten Wochen habe ich Verlagsvorschauen gesichtet um demnächst für Euch tolle und lesenswerte Bücher einzukaufen. Auf dem Bild seht Ihr einen Teil der Leseexemplare, die ich bis Ende Juni lesen möchte, weil ich dieses Bücher sehr spannend und interessant finde. Im Moment sind es 31 Bücher. Ein paar habe ich noch auf meinem Reader und einige kommen noch. Das sind ganz schön viele und ich frage mich oft, wie machen das Kollegen*innen. Oder überhaupt Menschen, die beruflich mit Büchern zu tun haben. Lest Ihr alle Leseexemplare Zeile für Zeile? Lest Ihr quer? Wann brecht Ihr Bücher ab, oder geht das gar nicht? Ich würde mich wirklich über Rückmeldungen freuen. Persönlich lese ich Zeile für Zeile und ich breche selten Leseexemplare ab. Ich denke immer komm gib dem Buch eine Chance. Das bedeutet aber auch immer wieder, dass ich nicht so viele Leseexemplare schaffe, wie ich möchte. Echt blöd!

So, nun bin ich auf Eure Antworten gespannt!

Eure Angelika ♥

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Piper Verlag, ISBN 9783492071765, Preis: 24,00 €, Hier kaufen

 

In „Porträt einer Ehe“ geht es um die junge Lucrezia de Medici, die im Alter von 12 Jahren verheiratet wird und mit 21 Jahren stirbt. Das hört sich erst einmal furchtbar an und war auch sicherlich schlimm. Doch das kurze Leben dieser wundervollen Frau ist einfach bemerkenswert. Ich mochte Lucrezia sehr. Sie war intelligent, wissbegierig und lebenslustig. All das fängt Maggie O‘ Farrell in diesem wundervollen Buch mit ihrer ganz besonderen Sprache ein. 

Bitte lesen!

 

 

 

 

 

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Dumont Verlag, ISBN 9783832165918, Preis: 18,00 €, Hier kaufen

 

„Labyrinth der Freiheit“ ist der dritte und letzte Teil rund um die Freunde Artur, Carl und Isi. Es ist die Zeit der Weimarer Republik. Das Land steuert auf eine Inflation zu und die Feinde der Demokratie stehen in ihren Startlöchern. Die drei Freunde entgehen nur knapp einem Mordanschlag. Irgenwer will die drei tot sehen, doch die wehren sich mit allen Mitteln.

Wie auch die anderen beiden Bände hat mich diese Geschichte wieder sehr gefesselt. Ich mochte die drei Freunde seit Seite 1 des ersten Buchs. Jetzt heißt es Abschied nehmen und das mit einem wirklich spannenden und emotionalen Teil 3. 

Absolute Leseempfehlung für alle, die sich mal fallen lassen wollen und trotzdem dabei ein bisschen geschichtlichen Hintergrund geliefert bekommen!

 

 

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„Dies & Das“ … 01/ 2023

 

Hallo Ihr Lieben,

ich wünsche Euch allen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2023. 

Das letzte Jahr war alles andere als einfach, für uns alle. Erst der Krieg in der Ukraine, dann die Energiekrise und den damit einhergehenden Preissteigerungen in allen möglichen Lebensbereichen. Das ist auch nicht spurlos an mir und der Buchhandlung vorbei gegangen. Hinzu kommt, dass meine langjährige Mitarbeiterin auf eigenen Wunsch im November ausgeschieden ist.  Für mich bedeutet das unter anderem, dass ich mich mit der Buchhandlung in diesem Jahr neu aufstellen muss. Bis auf weiteres bleibt die Buchhandlung Montags geschlossen, da ich auf Dauer keine 6-Tage Woche leisten kann. Ihr könnt aber gerne telefonisch (10.00 Uhr bis 17.00 Uhr) Eure Bestellungen aufgeben. 

Es soll in diesem Jahr wieder unter anderem ein „Dies & Das“ geben, um Euch auf dem Laufenden zu halten. Eine Regelmäßigkeit kann ich Euch aber nicht versprechen. 

Für dieses Jahr sind auch ein paar neue Projekte geplant. Welche, das erfahrt Ihr in den nächsten Wochen/ Monaten. Jetzt kommen noch zwei kurze Buchtipps von mir. Euch einen tollen Start in die neue Woche und in das neue Jahr.

Eure Angelika ♥

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S.Fischer Verlag, ISBN: 9783103971637, Preis: 24,00 €, Hier kaufen:

 

 

„Jahre mit Martha“ ist ein wundervolles Buch und erzählt die Geschichte des jungen Jimmy und seiner Suche nach seinem Platz in der Welt. Als Kind von Gastarbeitern fühlt er sich zerissen. Erst seine Liebe zu Martha, einer wesentlich älteren Frau, zeigt ihm wie sein Weg aussehen könnte. 

Der Autor nimmt mich in seinem Buch mit auf eine Reise des Findens, was mir persönlich sehr gefallen hat. Es geht um Themen wie Bildung, Gastarbeiterkinder, Migration etc. 

Kordic Sprachstil ist wundervoll … ach lest einfach selbst. 🙂

 

 

 

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Penguin Verlag, ISBN: 9783328602224, Preis: 24,00 €, Hier kaufen:

 

Lieben wir nicht alle das Meer? Ich liebe es sehr. Doch ehrlich gesagt habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was es mit den Bewohnern einer Insel macht, wenn jedes Jahr Scharen von Touristen ihre Insel stürmen. Wie hält man als Bewohner an Traditionen fest, wie kann man sein Leben ohne Touristen leben? Was macht das mit der nachfolgende Generation? All dies beschreibt Dörte Hansen in ihrem neuen Buch „Zur See“. Mir hat es sehr gefallen, da es fast wieder die Atmosphäre ihres ersten Buchs  (Altes Land) hat. 

Bei, Lesen spürte ich die rauhe See, schmeckte den salzigen Wind und konnte mich in die brummige Stimmung der Protagonisten versetzen.

Ein wirklich tolles Buch für alle Meerliebhaber. ♥

 

 

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„Eine beiläufige Entscheidung“ von Maren Wurster

Carl Hanser Verlag, Fester Einband, ISBN: 9783446273801, Preis: 22,00 Euro, Hier kaufen

Klappentext

Eine Frau versteckt sich in einem Ferienhaus, sie kauert sich zusammen, versucht die Stimme ihres Babys aus dem Kopf zu bekommen, des kleinen Jungen, der immer schreit und nie schläft. Vor ihm ist sie weggelaufen.

Ein Junge lebt im Internat, seine Mutter hat er nie kennengelernt. Wenn er in der Werkstatt mit Holt arbeitet, spürt er eine wütende Energie, die er genießt und nicht versteht und die ihn antreibt, etwas im Holz freizulegen, aber was?

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„Die Entscheidung für das Kind war eher beiläufig gefallen. (…) In München hatte sie die Pille nicht dabei. Lena bemerkte es im Badezimmer, als sie sich die Zähne putzte. Sie zögerte, ging dann zurück ins Zimmer. Und schlief mit Robert.“ (Seite 21)

Zuerst muss ich etwas zur Buchgestaltung sagen. Es gibt kein wirkliches vorne oder hinten beim Buch. Denn man kann es von vorne und von hinten lesen. Es gibt zwei Cover. Das eine zeigt eine Frau, dreht man das Buch, sieht man einen Jungen. Schlägt man das Buch mit dem Cover der Frau auf, erzählt die Mutter die Geschichte, bis ca. zur Hälfte des Buches. Dreht man das Cover und schlägt das Buch auf, erzählt der Junge die Geschichte. Also praktisch eine Geschichte aus zwei Blickwinkel, wobei das nicht so ganz stimmt …

„Una war offiziell immer nur mein Kindermädchen gewesen, dabei war sie die beste Mutter, die ich mir vorstellen konnte.“ (Seite 20)

In der Hälfte des Buches in der die Frau erzählt, erfahre ich von einer jungen Frau, die sich verliebt. Eigentlich ist sich das Paar einig, dass sie keine Kinder möchten. Doch eines Tages fällt die Frau die „beiläufige Entscheidung“ ein Kind zu bekommen und setzt ihren Partner erst später davon in Kenntnis. Sie bekommt das Kind und es stellt sich heraus, sie kommt damit nicht klar. Sie ist einfach überfordert. In ihrer Not verschwindet sie und überlässt dem Vater das Kind.

„Ich stand wieder auf, mit tauben Beinen und wunden Fingern. Meine Mutter hatte schließlich auch irgendwo weitergemacht. Kurz bevor ich den Innenhof des Quellsprings betrat, Roberts Auto war längst wieder abgefahren, ich wusste es, ich musste gar nicht nachgucken, wurde mir so übel vom Gedanken an Lena, dass ich mich auf den Boden erbrach, kakaofarbige klebrige Flüssigkeit.“ (Seite 36)

Im Teil des Jungen, ist das zurück gelassenen Kind schon ein junger Erwachsener. Hier erfahre ich, was es mit dem Kind/ Jungen gemacht hat, dass seine Mutter ihn verlassen hat. Sein Vater hatte keine Zeit sich um ihn zu kümmern und überließ ihn einem Kindermädchen. Ich spüre beim Lesen die Wut dieses jungen Mannes, und wie er mit der „beiläufigen Entscheidung“ seiner Mutter lebt/ leben muss.

„Im Besprechungszimmer des Arztes saßen wir nebeneinander. Ihre Hand auf ihrem Schenkel war meiner Hand, der rechten, der gesunden, so nah. Ich sah, wie ihr kleiner Finger zuckte. Wir hätten uns berühren können, nur eine kleine Bewegung wäre dazu nötig gewesen, eine verständliche Regung auch. Aber die Menschen taten es bei mir nicht mehr, mich berühren. Nur Kasper hatte die Schicht, die mich umgab, mich gleichermaßen abschirmte und entfernte, durchbrochen. Una wahret den Abstand. Schon lange. Was mich traurig machte, ich ihr aber nicht sagen konnte. Es war ihr nicht bewusst. Ich glaube, sie wundert sich immer noch, was für ein Mensch aus dem Baby geworden war, das sie einst betreut hatte, das aus einem zufälligen Arrangement zu ihrem Kind geworden war. >Sie hat Konrad großgezogen<, so hatte Robert das beschrieben und dabei überhaupt nicht verstanden, was Una für mich und ich für sie war.“ (Seite 58/ 59)

Was für ein tolles, aber auch schwieriges Buch. Da ist einmal die Verzweiflung der Mutter und dann die Einsamkeit eines zurückgelassenen Kindes. Für mich war es spannend zu lesen, was diese „beiläufige Entscheidung“ mit den Protagonisten gemacht hat.

Absolute Leseempfehlung!

„Der Mann, der vom Himmel fiel“ von Walter Tevis

Diogenes Verlag, Fester Einband, ISBN: 9783257071979, Preis: 23,00 Euro, Hier kaufen

Klappentext

Nachdem seine Heimat zu wüstem Ödland geworden ist, plant Thomas Jerome Newton eine umfängliche Rettungsaktion. Überraschend taucht er in Kentucky auf, freundet sich mit dem neugierigen Nathan Bryce an und verdreht der aufgeweckten Betty Jo den Kopf. Der Fremde ist nicht nur intelligenter als seine Mitmenschen, sondern auch im Besitz fortschrittlicher Technologien, mit denen er schnell Millionen verdient. Allem Geld zum Trotz findet sich Newton bald in einer Abwärtsspirale aus Einsamkeit, Depressionen und Alkohol wieder. Kann er seine Heimat retten?

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„Irgendwo da oben, möglicherweise genau da, wo sich sein Blick verlor, war Anthea. Eine kalte, sterbende Welt, aber eine, nach der man Heimweh haben konnte, eine Welt, in der Wesen lebten, die er liebte, Wesen, die er lange Zeit nicht wiedersehen würde … aber eines Tages würde er sie wiedersehen.“ (Seite 32)

Dieser Roman ist bereits 1963 erschienen und wurde jetzt neu aufgelegt, da Tevis mit seinem „Damengambit“ im letzten Jahr ein Mega Erfolg hatte. „Der Mann der vom Himmel fiel“ wurde mit David Bowie verfilmt.

Thomas Jerome Newton kommt aus der Zukunft auf die Erde, um seinen Planeten zu retten, denn seine Welt stirbt. Thomas sieht den Menschen ähnlich, ist jedoch kein Mensch. Er schafft es innerhalb kürzester Zeit ein Imperium aufzubauen und Geld anzuhäufen, welches er benötigt um eine  ganz bestimmte Maschine zu bauen …

Mich hat dieses Buch fasziniert. Vor allem mit dem Hintergrund, dass dieses Buch bereits 1963 geschrieben wurde. Die Themen, die in dieser Geschichte behandelt werden, sind aktueller denn je. Der Autor zeigt welche Auswirkungen unser Handeln hat … Ausbeutung der Erde … Ausbeutung von Menschen …

Auch wenn dieses Buch eine Art „Science Fiction“ ist, habe ich das zu keiner Zeit so empfunden. Einige Passagen kamen mir ein wenig prophetisch vor (weil 1963 geschrieben), da manche Dinge davon heute irgendwie „normal“ sind … Aber lest einfach selber. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten.

„Die große Masse der Menschheit führt ein Leben voll Verzweiflung.“ (Seite 118 -> aus „Walden oder Leben in den Wäldern von Henry David Thoreau)

 

 

„Was auf das Ende folgt“ von Chris Whitaker

Piper Verlag, Fester Einband, ISBN: 9783492071529, Preis: 22,00 Euro, Hier kaufen

Rückentext

Tall Oaks ist eine perfekte kalifornische Kleinstadt. Jeder kennt jeden, das Böse ist hier fremd. Die idyllische Fassade bekommt jedoch Risse, als der dreijährige Harry Monroe eines Nachts spurlos verschwindet. Trotz der besessenen Polizeiarbeit bleibt sein Schicksal ein Rätsel. Harrys verzweifelte Mutter stürzt sich in eine Suche, die mit jedem Tag aussichtsloser erscheint. Denn alle verbergen hinter ihrem Mitgefühl eigene Geheimnisse. Jeder in Tall Oaks wird zum Verdächtigen, und ungeheuerliche Dinge kommen ans Licht, die die Stadt für immer verändern …

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Tall Oaks ist ein verschlafenes Nest, in dem nicht viel geschieht. Doch eines Nachts wird der kleine Harry entführt. Seine Mutter kann auf der Überwachungskamera sehen, wie ein Clown ihren Sohn entführt. Der ganze Ort sucht nach dem Jungen, der unauffindbar ist.  Bei all der Suche kommen jedoch so nach und nach die „Geheimnisse“ der Bewohner von Tall Oaks ans Licht und irgendwie scheint jeder verdächtigt zu sein …

„Das Leben war einfacher mit gedanklicher Klarheit. Als Kind hatte er die gehabt. Deshalb hatte er seine Mutter nie angelogen. Er fragte sich, ob das Verschweigen der Wahrheit das Gleiche war, wie eine glatte Lüge zu erzählen. Er schätze ja. Ansonsten könnte man beliebig viele Sünden für sich behalten und sie nie bekennen, solange niemand danach fragte.“ (Seite 262/ 263)

Ich habe dieses Buch verschlungen. Der Einstieg war etwas schwierig, da es zu viele gleichlautende Namen gibt, die mich verwirrt haben. Doch als ich das Namenknäuel entwirrt hatte, nahm die Geschichte an Fahrt auf. Wir sind in einer kleinen Stadt, vieleicht sogar in einem Dorf auf der Suche nach dem kleinen Harry und schnell wird klar, fast jeder im Ort hat ein Geheimnis. Da diese zuerst einmal nur angedeutet werden komme ich schnell in die Versuchung den ein oder anderen zu verdächtigen, was sich jedoch dann als Sackgasse herausstellte.

Mir haben die vielen unterschiedliche Charaktere und deren Geschichten gefesselt. Immer im Hinterkopf, irgendwer muss ja den kleinen Jungen entführt haben. Als dann am Ende der Sachverhalt aufgeklärt wird, war ich mega schockiert. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet.

Ihr seht, eine für mich sehr spannende Geschichte mit unerwartetem Ende. Absolute Leseempfehlung!!!

 

 

„Sieben Tage Sommer“ von Thommie Bayer

Piper Verlag, Fester Einband, ISBN: 9783492070447, Preis: 22,00 Euro, Hier kaufen

Klappentext

Max Torberg ist vermögender Erbe einer Bankenfamilie. In den Hügeln der Côte d’Azur besitzt er ein großzügiges Ferienhaus mit Weinkeller und eigenem Pool. Dorthin lädt er fünf alte Bekannte ein, die ihm dreißig Jahre zuvor bei einem Überfall das Leben gerettet haben. Seither sind sie sich nicht begegnet, nun sollen sie eine Woche in seinem Haus verbringen, wo ihnen die Angestellt Anja jegliche Anstrengung abnimmt.  Er selbst ist noch verhindert, so lässt er ausrichten. Bei Rotwein, Gesprächen und gutem Essen  beginnen sich seine Gäste zu fragen, worin der Grund ihres Besuchs liegt. Tatsächlich verfolgt der kluge, aufmerksame Torberg ein Ziel, das auch die junge Anja miteinschließt.

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„Ja, ich bin deshalb so menschenscheu geworden und führe dieses zurück gezogenen Leben, weil mich der Entführungsversuch so erschüttert hat. Ich habe alles, was öffentlich war, aufgegeben, bin aus dem Vorstand der Bank und der drei Stiftungen ausgetreten, habe meinem Bruder alle Vollmachten übertragen und bin seither nur stiller Teilhaber.“ (Seite 26)

Vor dreißig Jahren haben ihm, Max Torberg, fünf junge Menschen das Leben gerettet. Nun lädt er sie unter dem Vorwand in sein Haus ein. Seine  Angestellte Anja soll ihm jeden Tag berichten was seine Gäste so treiben. Was keiner ahnt, Torberg verfolgt seine eigenen Ziele.

„Jedenfalls hat uns dieses Ereignis miteinander verbunden. Das heißt, es hat uns mit Herrn Torberg verbunden. Untereinander sind wir uns heute noch fremder als damals. Die beiden Liebespaare waren bald Geschichte, und dass wir jetzt beieinandersitzen, fühlt sich völlig absurd an. Keiner von uns interessiert sich für die anderen, keiner von uns mag die anderen, obwohl, André ist ein netter Mann, finde ich, ihn nehme ich aus von dieser Beschreibung, aber auch er wirkt so allein und distanziert, dass ich glaube, es geht ihm wie mir. Er fragt sich, was das für Leute sind, mit denen er hier so höflich wie möglich seine Zeit verschwendet.“ (Seite 64)

Ich mag Thommie Bayers Bücher sehr. Sie sind alle immer voller Leichtigkeit. In seinem neuen Roman bin ich als Leserin auf dem Beobachtungsposten. Zuerst  lerne ich Max Torberg und seine Angestellte Anja ein wenig kennen. Anja schreibt Max täglich Mails, in denen sie über Torbergs Gäste berichtet. Diese waren vor Jahren eng befreundet und haben Torberg das Leben gerettet. Nach und nach erfahre ich, dass keine einzige der Freundschaften mehr besteht. Selbst die damaligen Paare sind getrennt. Nun sind alle gezwungen ein paar Tage miteinander zu verbringen und nach und nach erzählen sie von ihrem Leben nach der Rettung Torbergs. Ich erfahre auch, was damals vor dreißig Jahren genau passiert ist.

„In Gruppen werden schnell Rollen verteilt., und bevor es jemand bemerkt, halten sich alle an die ihnen zugewiesenen. Trotzdem sagt es viel mehr aus, als ein Gespräch zwischen zwei Menschen, wenn zudem noch klar ist, was sich einer von dem anderen erhofft.“ (Seite 133/134)

Dieser Mailverkehr zwischen Anja und Max ist so herrlich erfrischend, denn Anja hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und berichtet Max sehr präzise und pointiert über seine Gäste.

Ein wundervoller Roman für leichte Sommertage oder verregnete Kuscheltage auf dem Sofa. Bitte lesen !!

„Alles, was passiert, hat Folgen. Im wirklichen Leben benehmen sich Menschen schlecht, weil sie sich schlecht benehmen wollen. Sie genießen es.“ (Seite 136/ 137)

 

 

 

„Lily“ von Rose Tremain

Insel Verlag, Fester Einband, ISBN: 9783458642961, Preis: 22,00 Euro, Hier kaufen

Klappentext

London, 1850: Mitten im Winter findet der junge Kommissar Sam Trench im Victoriapark ein Bündel – darin liegt ein Neugeborenes. Die kleine Lily wird bei einer Pflegefamilie in Suffolk untergebracht, wo sie unbeschwerte Jahre verlebt, bis sie mit sechs ins Waisenhaus nach London muss, um zur Näherin ausgebildet zu werden. Dort herrschen strenge Regeln und die Aufseherinnen bestrafen die Mädchen hat. Als junge Frau kommt Lily bei einer Perückenmacherin unter und könnte endlich ein selbstbestimmtes Leben führen, doch eine schwere Schuld lastet auf ihr …

Sam Trench hat Lily nie ganz aus den Augen verloren, und als er der jungen Frau wieder begegnet, fühlen sich die beiden zueinander hingezogen. Lily glaubt, dass sie mit Sam endlich ein neues Leben beginnen kann – aber kann sie die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen?

∗∗∗∗∗

„Warum habe ich so lange und so hart dafür gekämpft, mich an einem Ort zu behaupten, der es, seit ich ihn betrat, auf meine Vernichtung abgesehen hat? Warum habe ich mich nicht schon als Kind dem Tod ergeben, denn sind Kinderbilder vom Tod nicht fantasiereich und voller fremdartiger Schönheit?“ (Seite 9)

Lily wir als Baby von dem jungen Kommissar Sam Trench in einer kalten Winternacht im Park gefunden. Er bringt das Baby in das nahegelegene Waisenhaus. Doch Lily bleibt nicht lange dort, sonder kommt in eine Pflegefamilie. Dort ist sie eine Weile glücklich, denn die Familie behandelt sie fast wie ihre eigene Tochter. Doch die Familie weiß, das Lilys Zeit bei ihnen begrenzt ist. Denn die Waisenkinder kommen immer nur bestimmte Zeit zu Pflegefamilien. Ist diese Zeit abgelaufen, gehen die Kinder wieder ins Waisenhaus zurück und die Pflegefamilien bekommen ein neues Kind.

Nach sechs Jahren muss Lily also zurück ins Waisenhaus. Dort wird sie zur Näherin ausgebildet, um dann später bei einer Perückenmacherin unter zu kommen. In dieser Zeit trifft sie dann auch Sam Trench wieder, der Mann, der sie als Baby gefunden hat. Sie verliebt sich in ihn. Doch die dunklen Schatten aus ihrem noch jungen Leben lassen Lily nicht in Ruhe und sie flieht aufs Land, dorthin wo einst ihre Zieheltern lebten. Doch kann sie hier die Vergangenheit hinter sich lassen?

„Als Lily die Stufen zu dem Gebäude hinaufstieg, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Hinter sich hörte sie die Stimmen von Kindern, die im Hof spielten, und sie dachte, wie schön der Lärm der Jungen und Mädchen war, die da draußen herumrannten und fangen spielten, als wären sie sorglos und glücklich und hätten ihren realen Kummer für eine Weile vergessen. Aber Lily wusste, dass dem nicht so war. Diese kleinen Wesen wussten genau, dass sie die Kinder von >Unwürdigen< waren. Sie wussten, dass sie nur am Leben waren, weil ihre fernen Wohltäter ihnen eine Hand ausgestreckt hatten.“ (Seite 134/ 135)

Dieses Buch hat es in sich. Es scheint so, als sei es eine „rührselige“ Geschichte über ein Waisenkind, dass seinen Weg macht. Doch es ist viel mehr. Schon zu Anfang erfährt man nämlich, dass Lily ein schweres Verbrechen begangen hat und nur darauf wartet, dass man sie findet und in den Kerker schmeißt. In Rückblicken erfahre ich dann ihre Lebensgeschichte. Wobei „Lebens“ ein wenig weit gegriffen ist. Denn die Protagonistin ist noch sehr jung.

Die Zeit bei der Pflegefamilie gehört zu den schönen Erinnerungen in Lilys Leben. Dort fühlte sie sich geliebt und angenommen. Die Zeit im Waisenhaus war die schlimmste Zeit in ihrem Leben. Hier waren Prügel und Züchtigungen an der Tagesordnung.

Puh, das war kein leichtes Buch. Als Leserin weiß ich von der ersten Seite an. dass irgendetwas „Schlimmes“ passiert sein muss, passieren wird. Das hatte natürlich den Sog, dass ich unbedingt wissen wollte, was es war und habe das Buch somit  förmlich inhaliert. Doch an manchen Stellen musste ich es dann doch aus der Hand legen, weil das was Lily passiert ist, mich einfach eiskalt erwischt hat.

Die Bücher von Rose Tremain konnten mich in der Vergangenheit immer begeistern. „Lily“ ist auch wieder eins dieser Bücher. Scheinbar leise und rührselig kommt Lilys Geschichte daher, doch nach ein paar Seiten bekommt man den ersten Einblick in Lilys „Hölle“ und die steigert sich im Verlauf des Buches. Kann es bei all dem noch ein „schönes“ Ende für Lily geben? Lest selbst.

„Träume, so befand Lily, spielten bei fast allem eine Rolle. Sie konnten die Vergangenheit in die Zukunft verwandeln. Sie konnten dich auf einen Weg schicken, an den du zwar einmal gedacht, den zu gehen du jedoch nie gewagt hattest – bis zu einem bestimmten Moment. Mit der wirren Mathematik des Gehirns können Träume manchmal Gleichungen vor dir ausbreiten, die vollkommen und korrekt sind. Und so geschah es, dass eines Tages – es war ein Sonntagnachmittag, sie war fast sechzehn und döste vor ihrem Kamin – solch ein Traum in Lilys Gehirn gesickert war.

Sie stand beinah sofort auf, ohne im Einzelnen darüber nachzudenken, was sie gleich tun würde, wollte es lieber als etwas betrachten, das gewissermaßen schon geschehen war.“ (Seite 200)

 

 

 

„Über Carl reden wir morgen“ von Judith W. Taschler

Paul Zsolnay, Fester Einband, ISBN: 9783552072923, Preis: 24,00 €, Hier kaufen

Rückentext

Fast hat man sich in der Hofmühle damit abgefunden, dass Carl im Krieg gefallen ist, als er im Winter 1918 plötzlich vor der Tür steht. Selbst sein Zwillingsbruder Eugen hätte ihn fast nicht erkannt. Eugen ist nur zu Besuch, er hat in Amerika sein Glück gesucht und vielleicht sogar gefunden. Wird er es mit Carl teilen? Lässt sich Glück überhaupt teilen? Ein großer Familienroman über drei Generationen.

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„Carl verzichtete lieber auf ein wenig überschwängliches Glück zu Beginn, wenn dafür später ein Rest davon übrigbleiben sollte. Ihm fiel ein Spruch ein, den sein Bruder Eugen als Kind ständig von sich gegeben hatte: Finden Sie Ihr Glück und behalten Sie es.“ (Lesezeichen im Buch)

Ehrlich gesagt, bin ich kein großer Fan von Familiengeschichten oder sogenannten Familiensagas. Doch als ich dieses Buch von Judith W. Taschler in die Finger bekam, war ich neugierig.

Es geht in diesem Buch um die Bruggers, eine Familie, welche in Oberösterreich lebt. Dort betreiben sie eine Mühle. Es ist eine Familiensaga über mehrere Generationen angefangen im 19. Jahrhundert bis kurz nach dem ersten Weltkrieg.

Die Geschichte beginnt mit Anton  Brugger und seiner Schwester Rosa. Während Anton die Mühle betreibt, zieht es seine Schwester in die Stadt, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten. Jahre vergehen, bevor sich die beiden wiedersehen. Im weiteren Verlauf der Geschichte lerne weiter Familienmitglieder und ihr Leben kennen. Dies hier jedoch zu erzählen ist einfach zu komplex.

Mir ist während des Lesens die Familie Brugger sehr ans Herz gewachsen. Die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder haben mich bewegt. Das hört sich jetzt ein bisschen kitschig an, war bzw. ist es aber nicht. Gut fand ich den Familienstammbaum, der als Lesezeichen im Buch bei liegt. Hier kann man immer mal wieder nachsehen, wer von wem abstammte bzw. wer mit wem verheiratet war.

Taschler Charaktere sind sehr lebensecht. Ich konnte mir die einzelnen Familienmitglieder in ihren Lebensabschnitten und Lebenssituationen sehr gut vorstellen.

Das einzige was mich ein klitzeklein wenig gestört hat, ist der Titel des Buches „Über Carl reden wir morgen“. Warum? Als Buchhändlerin und Leserin weiß ich, dass sich viele Bücher über den Titel verkaufen. Wenn ich jetzt einem Interessierten den groben Inhalt der Geschichte erzähle, kommt Carl da kaum vor. Die Rolle, die Carl in der Geschichte spielt wichtig (das sind andere Charaktere aber auch), doch sie spielt sich nur in einem Drittel des Buches ab. Ich hätte es schönen/ besser gefunden das Buch vielleicht „Die Bruggers“ oder so zu nennen … Aber das ist meine Meinung.

Mein Fazit: Eine tolle, spannende, komplexe und glaubwürdige Familiengeschichte über mehrere Generationen, die ich verschlungen habe.

„Carl staunte über das Glück, das ihn bisher keinen Augenblick lang verlassen hatte. Seine Tante hatte ihm die Geschichte von den Schutzengeln erzählt, die unsichtbar über jedem Menschen schwebten und auf ihn achtgab. Er fand die Vorstellung irgendwie tröstlich.“ (Lesezeichen im Buch)