Neulich in der Buchhandlung … #21

 

Hallo Ihr Lieben

in dieser Woche musste ich sehr lachen. Kinder bemerken und sehen so viel mehr als wir Erwachsene, obwohl manches so offensichtlich zu sehen ist. 🙂

Junge Frau und ein ca. 6-7 jähriges Mädchen betreten die Buchhandlung. Zielstrebig gehen sie in die Kinderbuchecke. Erst einmal lasse ich die beiden stöbern und bekomme mit, dass es sich wohl um Tante und Patenkind handelt. Die Kurze darf sich das erste Mal ein Buch selber aussuchen. Es werden alle möglichen Bücher aus dem Regal gezogen. Bilderbücher, Erstlesebücher … aber irgendwie scheint das alles noch nicht wirklich so das richtige zu sein. Auf einmal tuscheln die Beiden. Neugierig wie ich bin 😉 frage ich was es zu tuscheln gibt. Daraufhin schaut mich die Kurze an und sagt: „Warum gibt es hier so viele Bücher mit Pups.“ Da mussten wir alle ganz furchtbar lachen. Dann habe ich geschaut, und wahrhaftig, da lagen drei Bücher nebeneinander, die allesamt das Wort „Pups“ auf dem Cover stehen hatten. Warum da jetzt drei Bücher mit Pups lagen kann ich auch nicht sagen. Komisch ist das schon. 😀 Für die Kurze war das natürlich mega lustig, da Pups ja ein Wort ist, bzw. eine Sache, über die man gar nicht oder nur leise spricht. Wir haben dann alle drei ganz oft Pups gesagt. Das war wirklich ganz schön pupsig. 🙂

Ich fand das sehr interessant und frage mich, ob das bei den Kinderbuchverlagen gerade so Thema ist. 🙂 Die Kurze hat sich dann für „Prinzessin Zuckerpups“ entschieden. Und da Kids zu ihrem ersten Buch immer ein Lesezeichen geschenkt bekommen, durfte sie sich auch noch ein Lesezeichen aussuchen. Sie hat sich so gefreut.

Soweit von hier, wünsche Euch einen schönen Tag

Eure Angelika ♥

 

Neulich in der Buchhandlung … #20

 

Hallo Ihr Lieben,

es ist schon fast einen Monat her, aber ich möchte Euch dennoch ein paar Eindrücke vom 10. Bröltaler Familiensonntag zeigen. Alle zwei Jahre findet der sogenannte Brötaler Familiensonntag statt. An diesem Tag wird die komplette Brölstraße in Ruppichteroth gesperrt. An diesem Tag steht die Familie im Fokus. Unternehmer aus Ruppichteroth präsentieren ihre Unternehmen und machen tolle kostenfreie Aktionen an ihren Ständen. So auch wieder in diesem Jahr.

Vor zwei Jahren habe ich das erste Mal mitgemacht und da alles noch sehr neu war, hatten wir den ganzen Tag Malaktionen für die Kids und eine Verlosung mit Simack Büchel, einem Kinderbuchautor aus Ruppichteroth. In diesem Jahr hatten wir den Kleinen Drachen Kokosnuss als Walk Act da. Das Kostüm kann man sich beim Verlag leihen, man muss nur jemanden finden, der dann da rein klettert. In unserem Fall war das mein Mann und später auch ich für eine Stunde. Ich kann Euch sagen, das Kostüm ist echt schwer und das Sichtfeld sehr begrenzt. Man kann auf gar keinen Fall alleine gehen.

Der Kleine Drache Kokosnuss ist zuerst auf der gesamten Fläche gelaufen. Dann konnte man sich von 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr mit dem Drachen vor der Buchhandlung fotografieren lassen. Ich sag Euch, das war ein Andrang. 🙂 Der Drache ist sehr begehrt gewesen. Wir hatten mega viel Spaß, auch wenn das Kostüm schwer war. Gott sei Dank war es nicht so heiß wie vor zwei Jahren.

Es war mal wieder ein toller Tag! Danke Ihr Lieben aus, in und um Ruppichteroth.

Eure Angelika ♥♥♥

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Loyalitäten von Delphine de Vigan

DuMont Buchverlag
Fester Einband
176 Seiten
Erscheinungsdatum:
12.10.2018
ISBN: 9783832183592
Preis: 20,00 Euro

Klappentext
Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. Um ihren Sohn müssen sie sich keine Sorgen machen. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, wie aber soll das gehen, ohne das er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, allerdings ist Théo sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Außerdem würde er damit auch demjenigen in den Rücken fallen, der den Minderjährigen den Alkohol besorgt. Und der ist es, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.

∗∗∗∗∗

„Loyalitäten
Das sind die unsichtbaren Verbindungen, die uns mit den anderen – den Toten wie den Lebenden – verbindet, leise gemachte Versprechungen, deren Auswirkungen wir nicht erkennen, still gehaltene Treue, das sind Verträge, die wir zuallermeist mit uns selbst geschlossen haben, Befehle, die wir hingenommen, aber nie gehört haben, und in den Nischen unserer Erinnerungen nistende Schulden.
Das sind die Gesetze der Kindheit, die in unseren Körpern schlummern, die Werte, in deren Namen wir uns aufrecht halten, die Fundamente, die es uns ermöglichen, Widerstand zu leisten, unlesbare Grundsätze, die an uns nagen und uns einschließen.
Unsere Flügel und unsere Fesseln.
Das sind die Sprungbretter, auf denen sich unsere Kräfte entfalten, und die Gruben, in denen wir unsere Träume begraben.“ (Seite 5)

Théo ist zwölf Jahre alt. Seine Eltern haben sich schon vor Jahren getrennt. Das Gericht hat entschieden, dass der Junge eine Woche bei seiner Mutter leben muss und in der nächsten Woche bei seinem Vater. Als er noch kleiner war, hat das jeweilige Elternteil ihn abgeholt und wieder zurück gebracht. Doch die Zeiten haben sich geändert und Théo muss diese Wege alleine gehen. Die Mutter ist verbittert und voller Hass auf den Vater. Théo bekommt dies zu spüren. Der Vater ist arbeitslos, höchst depressiv und lässt die Wohnung verkommen. Auch das muss Théo mit ansehen, ohne dass er sich irgendeinem anvertrauen kann, da er ja seinen Eltern gegenüber loyal ist. Und so ertränkt er seinen Kummer im Alkohol.

Er hat einen Freund, Mathis, der trinkt ab und an mit ihm mit. Doch Mathis ist nicht begeistert davon, als er merkt, dass Théo immer mehr abrutscht. Und da ist noch Hélène, eine Lehrerin, die etwas ahnt, jedoch nichts genaues weiß. Sie macht sich Sorgen um Théo und versucht zu helfen. Doch das ist gar nicht so einfach …

„Er hat vergessen, seit wann sein Vater nicht mehr arbeitet. Seit zwei Jahren. Oder drei. Er weiß nur, dass er eines Abends versprochen hat, nichts darüber zu sagen. Denn wenn seine Mutter erfährt, dass sein Vater nicht mehr arbeitet, wird sie einen Prozess anstrengen, um das alleinige Sorgerecht zu erhalten. Das jedenfalls hat sein Vater gesagt.
Er hat versprochen zu schweigen, deshalb hat er auch weder seiner Großmutter noch der Schwester seines Vaters, die ihn manchmal anruft, etwas gesagt.“ (Seite 63)

Dieses Buch ist kein schönes Buch. Es trifft mich beim Lesen mitten ins Herz. Ich möchte es beiseitelegen, weil ich es nicht aushalten kann, was Théo durchmacht. Doch lese ich weiter in der Hoffnung, dass irgendwer merkt was mit Théo los ist. Und letztendlich lässt es mich am Ende wütend zurück.

Was mich so erschüttert hat, ist nicht so sehr, dass Théo seinen Kummer in Alkohol ertränken will. Es ist die Tatsache, dass die Eltern überhaupt nicht merken was sie ihrem Sohn antun. Indem sie ihm das Versprechen abnehme zu schweigen, es ja niemanden zu erzählen, laden sie diesem kleinen Kerl eine Bürde auf, die unverzeihlich ist.

Ich frage mich, wie oft wir zu Kindern sagen … sag es ja niemanden weiter oder das musst du für dich behalten. Was wir in diesem Augenblick nicht bedenken ist die Tatsache, dass Kinder, im Gegensatz zu vielen Erwachsenen, wirklich noch loyal sind. Sie sind so „naiv“ und gutgläubig, vertrauen auf das Gute der Eltern/ Menschen, dass sie wirklich diese anvertrauten Geheimnisse für sich behalten. Doch welchen Preis müssen sie unter Umständen dafür bezahlen? Im besten Fall nichts, aber andere, wie Théo können/ werden daran zerbrechen.

„Er möchte das Stadium erreichen, in dem das Gehirn in den Ruhezustand geht. Den Zustand der Bewusstlosigkeit. Damit endlich Schluss ist mit diesem schrillen Geräusch, das nur er hört, das nachts auftaucht und manchmal auch mitten am Tag.
Dafür braucht man vier Gramm Alkohol im Blut. In seinem Alter wahrscheinlich ein bisschen weniger. Nach dem, was er im Internet gelesen hat, hängt es auch von dem ab, was man isst, und von der Geschwindigkeit, mit der man trinkt.
Das nennt sich >Koma durch Ethanolvergiftung<.
Er mag diese Wörter, ihren Klang und ihr Versprechen: ein Augenblick des Verschwindens, des Wegtauchens, in dem man niemandem mehr etwas schuldig ist.“ (Seite 115)

Wie bereits geschrieben, ist dieses Buch nicht schön, aber es ist wichtig. Es zeigt welche „Macht“ Eltern haben und wie loyal Kinder ihren Eltern gegenüber sind. Es zeigt wie wichtig es ist sich um sein Kind zu kümmern und es nicht reicht nur physisch anwesend zu sein.

Unbedingt lesen!!!

Neulich in der Buchhandlung … #14

Hallo Ihr Lieben,

es wird mal wieder Zeit, einen neue Beitrag aus meinem Leben als Buchhändlerin zu schreiben. Ich erlebe täglich so viel schöne wie auch skurrile Dinge, doch leider vergesse ich sie dann zu notieren oder hier zu schildern.

Anfang September war es mal wieder soweit. Zum dritten Mal durfte ich an ca. 100 I-Dötzchen Lesetüten übergeben. Was mich besonders gefreut hat, war die Tatsache, dass ich dieses Jahr auch in der Grundschule Schönenberg und Winterscheid die Tüten persönlich übergeben durfte. Vielen lieben Dank an die beiden Schulleiterinnen Frau Schreiber und Frau Wessels ♥♥♥ Mein Dank gilt natürlich auch Frau Löbach von der GGS Ruppichteroth. Dort übergebe ich seit 2016 die Lesetüten persönlich.

Ich bin jedes Jahr aufs neue darüber erstaunt, wie viele Kinder in unserer verhältnismäßig kleinen Gemeinde eingeschult werden. Jedes Jahr sind es so um die 80 – 100 Kinder. Es macht einfach Spaß zu sehen wie aus diesen I-Dötzchen langsam junge Menschen und dann später kleine Erwachsene werden. Spätestens in 4 Jahren werde ich die in diesem Jahr eingeschulten I-Dötzchen wiedersehen. Dann kommen nämlich die einzelnen Klassen zum Welttag des Buches in den Büchergarten. Bis dahin werde ich sicherlich das ein oder andere Kind auf seinen Abenteuern durch die Bücherwelt begleiten.

Ich freue mich darauf! ♥♥♥

Hier noch ein paar Impressionen von den Übergaben.

Bis bald Eure Angelika ♥

 

Lesetüten Grundschule Winterscheid

 

Grundschule Winterscheid

 

Grundschule Winterscheid

 

Grundschule Winterscheid

 

Grundschule Winterscheid

 

Grundschule Schönenberg

 

Grundschule Schönenberg

 

Grundschule Schönenberg

 

Frau Löbach, Grundschule Ruppichteroth

Echt krasses und geniales Debüt

Frankfurter Verlagsanstalt
Fester Einband
480 Seiten
Erscheinungsdatum:
05.03.2018
Preis: 24,00 Euro
ISBN: 9783627002480

Klappentext
Raffael, der Selbstbewusste mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz, der Bumerang in Raffaels Hand: Seit ihrer ersten Begegnung als Kinder sind sie unzertrennlich, Raffael geht voran, Moritz folgt. Moritz und seine Mutter Marie sind Zugezogene in dem einsamen Bergdorf, über die Freundschaft der beiden sollte Marie sich eigentlich freuen. Doch sie erkennt das Zerstörerische, das hinter Raffaels stahlblauen Augen lauert, Als Moritz eines Tages aufgeregt von der Neuen in der Schule berichtet, passiert es: Johanna weitet das Band zwischen Moritz und Raffael zu einem fatalen Dreieck, dessen scharfe Kanten keinen unverwundet lassen. Sechzehn Jahre später hat die Vergangenheit die drei plötzlich wieder im Griff, und alles, was so lange ungesagt war, bricht sich Bahn – mit unberechenbarer Wucht.

∗∗∗∗∗

„Das grün ist dunkler geworden, viel dunkler, tief und massiv, fast schwarz. Einst war Raffael knospengrün, raupengrün, wie Zuckererbsen in ihrer frisch geöffneten Schote, an manchen Tagen limonenhell. Schwarze Flecken hat das Grün bekommen, wie Schimmel. Moritz steht da und schaut und kann doch, was er sieht, nicht verstehen. Etwas ist passiert. Er weiß, dass Raffael nicht schläft. Er erkennt es an den aufleuchtenden Spritzern, die durch das Grün schießen.“ (Seite 39)

Moritz ist gerade mit seiner Mutter Marie und seiner kleinen Schwester Sophia in das kleine Bergdorf gezogen. Auf dem Spielplatz begegnen sich die beiden Jungs das erste Mal und Raffael nimmt Moritz sofort unter seine Fittiche. Denn Raffael ist ein sehr offenes, charismatisches und zugleich bösartiges Kind. Moritz eher scheu, zurückhaltend und ergeben. Marie ist nicht wirklich glücklich über die Freundschaft der Kinder, ahnt sie doch, dass Raffael Moritz nicht gut tut. Und als Moritz dann immer wieder mit Blessuren nach Hause kommt, versucht sie ihren Sohn zu überzeugen ihr zu erzählen, wie es dazu kam. Doch Moritz schweigt.

Als die beiden Teenager sind, kommt Johanna dazu. Ihre Eltern sind bei einem Unglück ums Leben gekommen und sie lebt nun bei ihrer Großmutter. Sie sucht Anschluss und die beiden Jungs nehmen sich ihrer an. Doch aus dieser Dreiecksbeziehung entspringt nichts Gutes. Kurz nach der Matura kommt es zu einem Bruch.

Sechszehn Jahre sind vergangen, Moritz wird in Kürze Vater, da schellt es eines Abends an Moritz Haustür. Er öffnet und Raffael steht vor der Tür. Plötzlich ist die Vergangenheit wieder präsent und alles müssen sich ihr endlich stellen …

„Er sah zu, wie das Blut sich vermischte, seins und Rafs. Es brannte und tat weh. Raf schaute ihm in die Augen.
„Blutsbrüder“, sagte er, ohne zu lächeln.
„Was heißt das?“, fragt Motz.
„Dass wir jetzt mehr sind als Freunde. Wie verwandt“, sagte Raf und schaute ihn immer noch an. „Das du mir gehörst.““ (Seite 44)

Was für ein krasses und geniales Debüt!!! Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Zuerst ist mir diese echt tolle Sprache aufgefallen. Ich kann es gar nicht so genau fest machen. Es ist so eine schöne Erzählweise. So leise, manchmal fast poetisch … aber das was sie erzählt ist grausam, abstoßend und verletzend. Das bewirkte bei mir, dass ich in einen Sog geriet. Ich fing an zu lesen und konnte gar nicht mehr aufhören. Was mich fesselte war wie gesagt die Sprache einerseits und dann die Geschichte andererseits.

Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen und aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Es kommen Moritz, Raffael, Marie (Moritz Mutter) und Johanna zu Wort. Das trägt enorm zur Spannung bei, muss sich jedoch auch konzentrieren, um sich nicht zu verlieren.

Es ist wieder eines dieser Bücher, die mich auch emotional sehr gefordert haben. Ganz ehrlich … Raffael war/ ist ein echter Kotzbrocken. Ich mochte dieses Kind und später auch den Jugendlichen und Mann überhaupt nicht. Seine ganze besitzergreifende und manipulative Art hat mich abgestoßen. Ich konnte nicht verstehen, dass es solche Art von Menschen geben kann. Ja, ich weiß, es gibt sie … Ich habe mich oft gefragt, warum Raffael so ist, wie er ist. Sicherlich hat sein Umfeld/ Familie damit etwas zu tun. Doch entschuldigt ein kaputtes Elternhaus alles? Ich denke eher nicht.

Auch Johanna ist eine, dich ich nicht wirklich mochte. Sie hat die beiden Jungs gegeneinander ausgespielt und sich dabei letztendlich mehr geschadet als sie wollte. Irgendwie war ist sie eine sehr traurige Gestalt in diesem Buch.

Und Moritz hätte ich am liebsten stundenlang in den Hintern getreten um ihm klar zu machen, dass er sich von Raffael lösen muss. Irgendwie war er mir oft zu passiv, was wohl auch daran lag, dass er besonders harmoniebedürftig war, und Ärger eher aus dem Weg gegangen ist.

Ihr seht, für mich war es ein sehr emotionales Buch, welches mich noch lange im Anschluss beschäftigt hat. Wie weit darf man in einer Freundschaft gehen? Darf man das Vertrauen von Freunden auf eine zerstörerische Art und Weise missbrauchen? Wie viel Verrat erträgt eine Freundschaft? Und kann man das dann alles irgendwann verzeihen?

„Aber eins sag ich dir, Moritz: Irgendwann wirst du erkennen, dass manche Menschen nur leuchten, indem sie andere ins Dunkle schubsen.“ (Seite 302)

Chapeau Mareike Fallwickl für dieses Debüt. Eins meiner Lesehighlights in diesem Jahr. Ich freu mich schon auf weitere tolle Romane.

Ein Ehedrama

DVA
Fester Einband
150 Seiten
Erscheinungsdatum:
12.03.2018
Preis: 18,00 Euro
ISBN: 9783421048073

Klappentext
Vanda und Aldo können auf ein langes gemeinsames Leben zurückblicken, auch wenn sie nicht immer glücklich waren. Wie bei vielen Paaren erstickte auch ihre Beziehung irgendwann in Routinen. Als Aldo dann die jüngere Lidia kennenlernt, scheint die Ehe endgültig zerbrochen. Doch die neue Liebe kann die Bande, die die Kinder geknüpft haben, nicht lösen, und so kehrt Aldo nach Hause zurück. Inzwischen sind seit dem Bruch Jahrzehnte vergangen, und die Wunden der einstigen Verletzungen scheinen geheilt – bis zu jenem Tag, als die alte Narbe plötzlich schmerzhaft aufbricht …

∗∗∗∗∗

„Weil es für mich einfach unvorstellbar war, dass dir eine andere gefällt. Habe ich dir einmal gefallen, werde ich dir immer gefallen, davon war ich aufrichtig überzeugt. Ich war der festen Meinung, dass sich wahre Gefühle nicht ändern – erst recht nicht, wenn man verheiratet ist.“ (Seite 12)

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil kommt Vanda zu Wort. Sie schreibt und fragt in Briefen Aldo, warum er sie verlassen hat. Verlassen nach zwölf gemeinsamen Jahren wegen einer jüngeren Frau. Natürlich typisch Frau sucht sie die Fehler bei sich. Denkt und hinterfragt sich und ihr Leben. In ihrer sich steigernden Wut bezichtigt sie Aldo letztendlich als einen Versager, der nie an die Familie dachte sonder nur an sich und sein Vergnügen.

„Vielleicht war das ja mein Fehler, und ich musste mich neu erfinden, mehr sein als nur eine gute Ehefrau und vorbildliche Mutter.“ (Seite 12)

Im zweiten Teil kommt dann Aldo zu Wort. Allerdings sind mittlerweile vierzig Jahre ins Land gezogen und Aldo ist zu Vanda zurück gekehrt. Wenn man es denn so nennen kann. Denn eigentlich ist es so, das Lidia seine junge Geliebte ihn verlassen hat. Aldo hatte Vanda damals verlassen, weil er die Intuition Ehe für altmodisch erachtete. Er fand die freie Liebe á la 68ziger faszinierender und zeitgemäßer. In Rückblicken erfahre ich als Leserin wie sehr Aldo Lidia vermisst und eigentlich mit ihr zusammen sein möchte, und nicht mit der Despotin Vanda.

„Das sich die Intuition der Ehe in einer Krise befand, dass die >Familie< dem Untergang geweiht war und Treue bloß was für Spießer, war ihr egal.“ (Seite 73)

Im dritten und letzten Teil kommen die beiden Kinder zu Wort. Die sind mittlerweile erwachsen und haben das Scheitern der Ehe hautnah mitbekommen. Und sie hassen ihre Eltern dafür was sie sich selbst und den Kindern angetan haben. Es kommt zu einem großen Showdown in der Wohnung der Eltern, die die Kinder komplett verwüsten. Sie lassen ihrer Wut freien Lauf.

„>Sich verlieben< klang damals fast schon lächerlich, nach einem Überbleibsel aus dem neunzehnten Jahrhundert, und stand für die gefährliche Neigung, aneinander zu kleben.“ (Seite 76)

Mich hat dieses kleine Buch sehr berührt und erschüttert. Ich habe oft nicht verstanden, wieso Aldo und auch Vanda versuchen an etwas festzuhalten, was nicht mehr funktioniert. Mal ganz davon abgesehen ob die Intuition Ehe noch zeitgemäß ist oder nicht. Aldo wollte ein „modernes offenes Liebesleben/ Leben“, Vanda ein klassische „Vater-Mutter-Kind“ Konstellation. Aber anstatt sich darüber auszutauschen … zu sprechen, verletzten sie sich in ihrem Handeln, ohne zu bemerken wie sie auch die Kinder verletzten. Letztendlich gibt es keine Familie mehr, sondern nur noch Menschen, die verletzte wurden und mit ihren Verletzung vollkommen allein dastehen. Die Verletzungen der Kinder eskaliert letztendlich in der Zerstörung der elterlichen Wohnung. Und diese Wut der Kinder auf die Eltern hat mich richtig erschüttert.

Ein Buch das nachwirkt und Fragen offen lässt … ist eine „Ehe“ immer schützenswert, nur um der Ehe willen? Wäre es nicht besser sich einvernehmlich zu trennen um der Kinder willen?

Eine kleine Zusatzinfo noch am Ende dieser Rezension zum Autor:
Domenico Starnone ist der Ehemann der Autorin Anita Raja, von der wir wissen, dass sie unter dem Pseudonym Elena Ferrante erfolgreich veröffentlicht hat.

Eine Tragödie

Luchterhand
Fester Einband
224 Seiten
Erscheinungsdatum:
21.08.2017
Preis: 20,00 €
ISBN: 9783630875545

Klappentext
Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen – eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich.

∗∗∗∗∗

Myriam und Paul sind ein junges Paar, das in Paris lebt. Ihnen geht es finanziell gut. Sie haben eine kleine Tochter und einen kleinen Sohn. Myriam vermisst ihren Job, möchte wieder unter Menschen. Für einen staatlichen Krippenplatz verdienen sie zu viel, also denken sie über eine Nanny nach. Sie finden schließlich die 50jährige Louise. Am Anfang macht sich Myriam Sorgen und fühlt sich schuldig, dass sie ihre Kinder bei der Nanny lässt. Doch der Alltag und ihre eigenen Befindlichkeiten führen dazu, dass Louise sich immer mehr in ihrem Leben ausbreiten kann. Paul und auch Myriam sehen nicht, dass das Unheil auf sie zurast. Und dann passiert es …. Beide Kinder sind tot …

„Und es stimmt. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr perfektioniert Louise die Kunst, zugleich unsichtbar und unverzichtbar zu sein. (…) Louise ist da und hält diese fragile Konstruktion aufrecht. Myriam lässt sich bereitwillig bemuttern. Jeden Tag überlässt sie einer dankbaren Louise weitere Aufgaben. Die Nanny ist wie diese Schemen, die im Theater im Dunklen das Bühnenbild umbauen. (…) Louise wirkt hinter den Kulissen, unbemerkt und mächtig.“ (Seite 55)

Die Geschichte fängt eigentlich mit dem Ende an. Direkt auf den ersten Seiten erfahre ich, dass die beiden Kinder Mia und Adam tot sind. Adam war sofort tot, hat nicht gelitten und Mia erlag später ihren schweren Verletzungen. Ich weiß auch wer die mutmaßliche Täterin war/ ist … Louise, die Nanny. Nach diesen ersten Seiten bin ich erst einmal geschockt.

In einem Rückblick, bis hin zur Tragödie erzählt Leila Slimani die Geschichte von Paul, Myriam, Mia und Adam. Und die von Louise. Wie sich alle das erste Mal begegnen, und wie begeistert die Familie von der Nanny ist. Wie Louise zu einem unentbehrlichen Familienmitglied wird. Aber nicht alles ist so wie es scheint.

Myriam wollte unbedingt Mutter sein. Bekommt das erste Kind und schnell danach das zweite. Doch das Muttersein füllt sie irgendwann nicht mehr aus, ist nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. Sie will wieder zurück in ihren Beruf.

Paul ist rund um die Uhr damit beschäftigt Geld ran zu schaffen. Erst für Myriam und sich, später für Myriam und die Kids und zu guter Letzt, um eine Nanny beschäftigen zu können.

Louise ist eine Frau, die sehr einsam ist und eigentlich nur ein Heim/ Heimat sucht. Menschen mit und bei denen sie sich heimisch fühlt. Sie möchte geliebt werden.

„Sie würde sie gern unter eine Glasglocke bannen, wie zwei lächelnde, erstarrte Tänzer auf dem Sockel einer Spieluhr. Sie sagt sich, dass sie sie stundenlang betrachten könnte, ohne es je leid zu werden. Dass sie sich damit begnügen würde, ihnen beim Leben zuzusehen, im Hintergrund zu wirken, damit alles perfekt ist, damit der Mechanismus nicht in Stocken gerät. Tief in ihrem Inneren ist sie sich jetzt sicher, brennend und schmerzhaft sicher, dass ihr Glück von ihnen abhängt. Dass sie selbst ihnen gehört und die beiden ihr gehören.“ (Seite 77)

Obwohl dieses Buch nicht einfach ist, ist es hervorragend geschrieben. Jede Seite offenbart einen neuen Abgrund. Da ich ja bereits das Ende kannte, habe ich mich beim Lesen oft gefragt wer hat eigentlich Schuld am Tod der Kinder. Mal war es für mich Myriam, mal Paul, mal die Kids selbst und auch Louise gehörte dazu. Leila Slimani lässt mir als Leserin diesen Spielraum und das hat mir sehr gut gefallen.

Ich denke letztendlich haben wir alle, die Gesellschaft, Anteil an dieser Tragödie. Eine Tragödie die tagein und tagaus überall auf dieser Welt geschehen kann. Für mich ist dies ein Buch, das noch lange nachwirkt und mich hoffentlich dazu bringt das ein oder andere Mal genauer hinzuhören und zu sehen.

Unbedingt lesen!

 

5 von 5 Sternen

 

Liebeskummer lohnt sich nicht …

Atlantik Verlag, ISBN: 978-3-455-60059-9, Preis: 20,00 €

Klappentext
Martha hat einen langweiligen Job, den sie von ihrer Schwester übernommen hat, und lebt in der Wohnung, die ihr Bruder ihr überlassen hat. Sogar ihre beste Freundin hat sie sozusagen geerbt. Mit Tom sollte alles besser werden. Tom, der ihr mit Kreide Botschaften vor die Haustür malt und die beste Marmelade aus selbst gepflückten Brombeeren kocht. Doch dann verschwindet Tom, und Martha weiß nicht mehr weiter – bis sie die schöne und geheimnisvolle Stella trifft, die mir ihren Söhnen auf der Suche nach einer Mary Poppins ist. Martha erliegt dem Zauber der Jungs, die ihr zeigen, worauf es wirklich ankommt im Leben.

∗∗∗∗∗

„Manchmal scheint die ganze Welt entvölkert zu sein, wenn ein einziger Mensch fehlt“ ( Alphonse de Lamartine)

Martha ist eine junge Frau, die auf den ersten Blick, nichts in ihrem Leben auf die Reihe bekommen hat. Sie hat den Job ihrer Schwester übernommen, trägt deren Kleider auf, lebt in der Wohnung ihres Bruders, die der nicht mehr nutzt. Doch da ist Tom. Der erste Junge, der nur ihr allein gehört. Sie zeigt ihn weder den Eltern noch den Freunden, aus Angst, dass Tom dann nicht mehr ihr allein gehört. Doch eines Tages ist Tom verschwunden und Martha hat keine Ahnung wie das passieren konnte.

„Ich hingegen war froh über all diese Orte, die ich mit den Jungs wiederentdeckte. Sie gaben mir das Gefühl zurück, dass man zwar erwachsen werden musste, aber dass es dennoch weiter diese unbeschwerten Momente im Leben geben konnte. Mich erleichterte es, dass sie mir zeigten, dass man sich irrt, wenn man denkt, man könne die Pommes nicht mehr essen, nur weil sie auf den Boden gefallen sind. Man musste einfach nur das bisschen Sand und die Grashalme abkratzen, und schon aß man die besten Pommes der Welt, besser als alle, die man je zuvor probiert hatte. Wen störte da noch ein kleines Knirschen beim Kauen. Sie zeigten mir, dass es weiter möglich war, auf dem Geländer zu balancieren, selbst wenn man sich dabei anfangs wie eine Witzfigur fühlte, weil man immer wieder unelegant ins Schwanken geriet und runter springen musste. Dass es dennoch Quatsch war, sich für so etwas zu schämen, dass man sich stattdessen amüsieren konnte und sollte,“ (Seite 85)

In ihrem Liebeskummer trifft sie auf Stella und ihre Jungs. Stella erwartet ihr viertes Kind und sucht dringend eine „Mary Poppins“ für ihre drei Jungs. Eigentlich so gar nicht Marthas Ding, doch hier sieht sie die Möglichkeit aus ihrem „alten Leben“ zu entfliehen. Tom zu vergessen. Die Kinder, voran der fünfjährige Oskar , mögen sie auf Anhieb und möchten sie als Nanny. Das Abenteuer „Ablenkung“ beginnt …

„Kinder wecken schlafende Inseln, die man in seiner eigenen Kindheit gebaut hat und die einen nun wieder dazu bringen, dass alles flirrt und sirrt und aufregender wird. Kinder bringen einen dazu, viele Fragen zu stellen, so lange, bis es nur noch ein „Warum ist die Banane krumm?“ als Antwort gibt. (…) Man erinnert sich an alle die guten Dinge, die das Leben ausmachen sollte.“ (Seite 183)

Dieses Buch ist so ganz anders als ich erwartet habe. Martha als Protagonistin ist mir ganz schön auf die Nerven gegangen. Sie ist so vollkommen unselbstständig. Kein Wunder, dass sie immer alle „beerbt“. Den Job der Schwester, die Wohnung des Bruder … und dann hat sie endlich Tom, und den vergrault sie meiner Meinung nach durch ihr klammern. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich dieser Zeit, der Zeit des Liebeskummerhaben schon lange enteilt bin. 🙂 Obwohl, auch mit Anfang fünfzig kann man noch Liebeskummer haben. Wie dem auch sei.

Trotz alle dem hat mich die Geschichte unterhalten. Das liegt zum einen an der poetischen und philosophischen Art und Weise des Schreibens. Gerhild Stoltenberg hat mich an vielen Stellen verzaubert.  Ich habe ewig viele Stellen markiert, die ich einfach wunderschön finde.

Dann sind da noch die drei Jungs, die ich vom ersten Augenblick an mochte, ja liebte  … vor allem den fünfjährigen Oskar. Die Jungs mit ihrer Sicht auf die Welt sind so erfrischend und unschuldig, dass man selbst wieder fünf sein  möchte, damit man ungezwungen und frei in dieser Welt herumlaufen kann. Nippon sagt an einer Stelle im Buch …

„Wer mich nicht mag ist blöd“ (Seite 138)   

In diesem Sinne … lesen!

 

4 von 5 Sternen

 

Spätes Glück

Diogenes Verlag, ISBN: 9783257069860, Preis: 20,00 €

Rückentext
Holt, eine Kleinstadt in Colorado. Eines Tages klingelt Addie, eine Witwe von 70 Jahren, bei ihrem Nachbarn Louis, der seit dem Tod seiner Frau ebenfalls allein lebt. Sie macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag: Ob er nicht ab und zu bei ihr übernachten möchte? Louis lässt sich darauf ein. Und so liegen sie Nacht für Nacht nebeneinander und erzählen sich ihre Leben. Doch ihre Beziehung weckt in dem Städtchen Argwohn und Missgunst.

∗∗∗∗∗

„Nach einem leichten Abendessen, nur ein Sandwich und ein Glas Milch, damit er sich in ihrem Bett nicht zu voll und zu schwer fühlen würde, nahm er eine lange, heiße Dusche und schrubbte sich gründlich ab. Dann schnitt er Finger- und Fußnägel, und als es dunkel war, verließ er mit seinem Pyjama und der Zahnbürste in einer Papiertüte das Haus durch die Hintertür und folgte dem kleinen Seitenweg. (Seite 12)

Addie ist Witwe und einsam. Louis ist ebenfalls Witwer und auch ein wenig einsam. Eines Tages macht Addie Louis einen Vorschlag … er solle doch jeden Abend zu ihr rüber kommen, um bei ihr zu schlafen. Es geht jedoch nicht um Sex, sondern einfach darum das Gefühl der Einsamkeit in der Nacht zu überstehen. Louis ist zuerst skeptisch, ob das funktionieren kann. Doch schnell haben sich die beiden an ihr Arrangement gewöhnt und beide sind glücklich und zufrieden.

„Ich finde es wundervoll, sagt sie. Es ist besser, als ich es mir erhofft hatte. Es ist so etwas wie ein Geheimnis. Mir gefällt die Freundschaft. Die Zeit, die wir miteinander verbringen. Hier im Dunkel der Nacht zu liegen. Das Reden. Dich neben mir atmen zu hören, wenn ich wach werde.“ (Seite 104)

Was für ein wunder-wunder-wunderschöner sensibler Roman. Ich liebe dieses kleine feine Buch mit seiner Geschichte.  Es braucht nicht viel Brimbramborium, um diese feine Geschichte zu erzählen. Kent Haruf schafft mit kurzen und knappen Sätzen eine wunderschöne Stimmung. Die Geschichte zweier Menschen, die im Alter nicht alleine sein möchten. Die sich nach Geborgenheit und Wärme sehnen. Doch es geht nicht um Sex. Es geht um das Gefühl, dass das Leben noch Lebenswert ist. Man nicht allein ist, jemanden an seiner Seite hat, mit dem man noch vieles erleben kann. Die Hoffnung, dass das Leben noch lange nicht vorbei ist.

Doch es ist auch die Geschichte der Neider und Missgönner. Die Geschichte von Menschen, die anderen ihr Glück nicht gönnen können und dies torpedieren. Wie zum Beispiel Gene, Addies Sohn. Wie er mit seiner Mutter in dieser Geschichte umgeht ist einfach unmöglich. Boah, was hat der mich aufgeregt. Ich habe mich echt gefragt, wie kann man so mit einem Menschen umgehen und warum macht er das? Eifersucht? Angst sein Erbe zu verlieren? Lachhaft!!! Dennoch ist diese Situation für Addie und Louis belastend. Schaffen sie es, ihr Glück zu bewahren?

„Eines Nachts gingen sie im Dunklen hinüber zum Schulhof der Grundschule, und Louis gab Addie auf der großen Kettenschaukel Schwung. Sie schaukelte hin und her, und der Saum ihres Kleides flatterte bis über die Knie.“ (Seite 172)

Ein weiterer Roman zum Thema „Liebe im Alter“. Ein weiteres wundervolles Buch, um das Tabu der Liebe im Alter aufzubrechen.

Wir werden immer älter, und wir möchten auch im Alter lieben dürfen, egal auf welche Art und Weise … mit oder ohne Sex … einfach spüren, dass es einen Menschen an der Seite gibt, den man berühren kann, mit dem man Nächtelang erzählen und mit dem man auch noch Träume haben kann.

Unbedingt lesen!!!

 

5 von 5 Sternen

Die ach so liebe Familie

DVA Fester Einband 377 Seiten Erscheinungsdatum: 09.11.2015  Preis: 19,99 € ISBN: 9783421047007

DVA
Fester Einband
377 Seiten
Erscheinungsdatum: 09.11.2015
Preis: 19,99 €
ISBN: 9783421047007

Klappentext
Rosaleen ist eine Frau, die nichts tut und von anderen alles erwartet. Sie ist Mitte siebzig, die vier Kinder sind schon lange aus dem Haus. Die Brüder Dan und Emmett sind vor der Enge der irischen Heimat in die Ferne geflohen; das Nesthäkchen Hanna wollte auf den Theaterbühnen der Welt reüssieren, spricht aber nun dem Alkohol zu, und Constance, die Älteste, hat sich selbst verloren. Doch abgenabelt hat sich keines der Kinder. Noch immer versucht jedes auf seine Weise, es dieser besten aller Mütter recht zu machen. Und scheitert.
Da kommt die Einladung zu einem letzten Weihnachtsfest in Ardeevin. Rosaleen möchte das Haus, in dem die Kinder groß geworden sind, das voller Erinnerungen an glückliche Momente und Verletzungen steckt, verkaufen. Die Geschwister reisen mit diffuser Hoffnung auf Versöhnung an – und doch endet es, wie bisher jedes Weihnachten geendet hat.

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Oh my Dark Rosaleen,
Do not sigh, do not weep!
The priests are on the ocean green,
They march along the deep.” (Seite 202)

Im ersten Teil geht es um die einzelnen Charaktere. Die Kinder und auch Rosaleen werden in einzelnen Kapiteln porträtiert.

Hanna ist das Küken der Familie. Als ich sie kennen lerne hat sie einen Traum: Sie möchte einmal Schauspielerin werden. Jahre später ist aus ihrem Traum nichts geworden. Vor lauter Frust hat sie sich in dem Alkohol zugewandt. Einzig ihr Baby ist ihr ab und an ein Trost.

Constance ist Mutter und Ehefrau. Sie ist immer für alle da. Ihr Perfektionismus bringt sie an den Rand der Selbstaufgabe. Als sie erkrankt ist niemand für sie. Erst da erkennt sie, dass sie etwas ändern muss …

Emmett ist aus der familiären Idylle früh ausgebrochen. Ihn hat es in die weite Welt verschlagen. Dort versucht er Gutes zu tun, findet aber auch keinen Anker im Leben. Beziehungen halten nie lange.

Dan braucht ein halbes Leben um sich seiner Homosexualität zu stellen. Er lebt eine Zeitlang in Amerika zu einer Zeit in der Aids noch nicht so bekannt war. Viele seiner Freunde sterben daran.

Rosleen, Mutter dieser vier Kinder, Witwe. Sie hat sich wenig um die Kinder gekümmert. Oft lag sie stunden- oder sogar tagelang im Bett und hat sich ihrer Welt hingegeben. Die Kinder wuchsen mehr oder weniger alleine auf.

Im zweiten Teil geht s um das Weihnachtsfest, zu dem Rosaleen ihre Kinder eingeladen hat. Sie will ihnen mitteilen, dass sie das Haus verkaufen will. Aber irgendwie läuft wie immer alles aus dem Ruder …

“And Spanish ale shall give you hope,
My Dark Rosaleen,
My own Rosaleen!” (Seite 202)

Ehrlich gesagt habe ich mich mit diesem Buch sehr schwer getan. Keiner der Protagonisten ist mir ans Herz gewachsen. Ich mochte keinen von ihnen. Alle waren irgendwie nur mit sich selber beschäftigt. Das liegt sicherlich an Rosaleen, die durch ihre Art und Weise für mich keine gute Mutter war/ ist. Ihre Anliegen waren und sind immer wichtiger als die ihrer Kinder. So auch an dem Weihnachtsfest. Als schließlich Constance als die Ältere es endlich schafft sich von der Mutter zu „befreien“ passiert etwas, womit Rosaleen nicht gerechnet hat. Und hier liegt die Krux. Keines der Kinder hat es geschafft sich von der Mutter abzunabeln, obwohl diese so lieblos zu ihren Kindern war/ ist. Diese Lieblosigkeit hat die einzelnen Kinder sehr geprägt.

Ein Buch, das sicherlich wegen der Familiengeschichte interessant ist, sich aber nicht leicht lesen lässt, weil die Protagonisten schwierig sind. Ein Buch, bei dem ich als Buchhändlerin nicht weiß wem ich es empfehlen soll/ kann.

Aber macht euch bitte euer eigenes Bild oder auch nicht 

“Shall glad your heart, shall give you hope,
Shall give you Health, and help, and hope,
My Dark Rosaleen!” (Seite 203)

 

3 von 5 Sternen